Auf dem Weihnachtsmarkt

Tja, heute waren wir auf einem kleinen, aber feinen Weihnachtsmarkt. So etwas wie in Deutschland mit Glühwein (kann ich übrigens nicht leiden, auch nicht die alkoholfreie Variante) und gebrannten Mandeln haben wir ja normalerweise nicht, den das Wetter ist hierzulande in Dezember normalerweise sehr, sehr unangenehm. Nur in Tallinn soll es einen Weihnachtsmarkt geben, der länger als ein paar Tage dauert. Und seit ich vor drei Jahren Trigeminusneuralgie hatte, bleibe ich in der Wintermonaten so viel drinnen wie überhaupt möglich.

Da sind aber die Spitzenschals und die Flickenteppiche, die verkauft werden sollten…?

Vor einingen Wochen habe ich erfahren, dass es so etwa 20 Km von uns, in Alatskivi Schloss (übrigens steht dort eine amerikanische Flagge, wo man sich die Sprache auswählen kann… um)einen Weihnachtsmarkt geben wird. Und dass es drinnen gehalten wird. Schön, haben wir gedacht, dort gehen wir hin!

Heute Morgen gab es Glatteis. Nicht so optimal für die Fahrt, aber wir haben uns Zeit gelassen. Uns wurde Freundlich der Platz gezeigt, wo wir unsere Ware aufbauen durften, und es war wirklich sehr nett. Sieht mal:

Wir durften unser Lädchen vor einem weissen Kamin aufbauen, mit uns im Zimmer waren noch nur 4 Stände - eine Antikhändlerin, zweimal Schmuck und eine Frau mit Weihnachtsdeko in Geschenkverpackung. Alle nette Leute. Nicht auf dem Bild sind die grossen Türe, durch die Leute rein und raus strömten, und die Kronleuchte über uns. So luzuriös waren wir noch nie auf dem Markt! Es war bestimmt nicht so üppig wie bei Bückerburger Wehnachtszauber, aber trotzdem schön. In den anderen Räumen wurden ganz viele unterschiedliche Bauernhof-Produkte verkauft - Schinken, Marmeladen, Käse, Honig usw -, es gab aber auch handgefertigte Kuscheltiere und natürlich jede Menge Wollesocken und Gehäkeltes. Und es war warm bei uns, das ist übrigens sehr wichtig. 

Wir haben zwar keine Schals verkauft (eine zufällig zu uns gekommene Kollegin von Dem Mann will aber vielleicht eins für ihre Tochter, die bald heiratet), aber obwohl es ein recht kleines Ort ist und die Strassen über den Tag nur schlechter und schlechter wurden, konnten wir zwei Flickenteppiche in XXXL-Grösse verkaufen, und noch ein paar kleinere. XXXL-Grösse bedeutet Breite ab 95 cm, es ist richtig anstrengend, solche zu weben. Die Person Mit Dem Pferdeschwanz war mit ihrer Familie auch da, hat mich brav gegrüsst - sie hat wohl noch immer keine Ahnung, dass Der Mittlere ihr Schiksal schon entschieden hat (Die Person Mit Dem Pferdeschwanz soll die Frau eines gewissen Bogenschiessers werden). Es war alles wirklich schön, freundlich und eigentlich ganz ruhig, keine Hektik. 

Es wurde schwierig erst am Ende, weil es Eisregen gab. Heute Nacht soll es übrigens lebensbedrohlich sein, auf die Strassen zu gehen, so glatt soll es sein, sagten die Nachrichten. Für uns gab es keine Wahl, wir wollten ja nach Hause. Mit 30 km/h ging es schon. Die Landstrasse führt durch tiefe Wälder, wo es kaum Verkehr gibt, und dann… sahen wir einen gelblich-braunen Haufen inmitten der Strasse. Rehe*? Die liegen doch nicht so rum? Dann teilte sich der Haufen in drei und stand auf, blinzelnd im Licht der Scheinwerfer, die Ohren spitz. Luchse, kleine Luchse! Der Luchs ist so ein scheues Tier, es zeigt sich nie. N-i-e! Es waren aber noch wirklich junge, auch vom Wuchs offensichtlich noch kleine Tiere, vielleicht hatten sie noch nicht gelernt, dass es doch besser ist, sich zu verstecken. Natürlich waren sie biltzschnell von der Strasse weg, als sie kapiert hatten, dass da Eine Maschine auf sie zukommt. Sie waren nie wirklich im Gefahr, Der Mann hat sie schon von weitem gemerkt und konnte doch einigermassen bremsen. Aber Luchse zu sehen… schon deswegen hat sich die Fahrt zum Weihnachtsmarkt gelohnt. Nur schade, dass unsere Ware und die Kinder gleichzeitig nicht ins Auto passen (Opel Corsa, noch immer), die Jungs haben die Luchse nicht gesehen.

Als wir zu Hause ankamen, war es schön warm und es roch nach Pfannekuchen. Die Kinder hatten Öfen geheizt, Holz herein geholt und das Essen zubereitet. Es ist toll, dass sie schon so gross sind!



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*Rehe sehen wir eigentlich jeden Tag, nur im Sommer seltener. Es gibt hier viele Rehe.




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