Herbstferien mit Stromausfall

Es sind wieder zwei Wochen vergangen, ohne dass ich etwas geschrieben hätte. Ist halt so, das Leben.

Letzte Woche hatten wir Herbstferien. Absolut nichts Spannendes geplant, denn... Der Mann hat keinen einzigen freien Tag gekriegt. Man könnte sich vorstellen, wenn ein Lehrer ewas extra Urlaub haben will und dann auch noch sagt, er möchte für diese Zeit kein Gehalt oder sonstwas haben, dann kann er es in den Ferien haben - denn in dieser Zeit gibt es ja keinen Unterricht… aber nein, in seiner Schule müssen alle immer da sein. Sein Schuldirektor ist eben ein Bergkvist, ihr wisst schon, aus Astrid Lindgren's "Rasmus und der Landstreicher".

An einem etwas kürzeren Werktag sind wir doch zum Schwiegervater in die Kurstadt Pärnu gefahren und dort schön ins Restaurant gegangen. Wir gehen nicht oft aus essen, erstmal koche ich selbst besser als viele Restaurantsküchen (sagen Der Mann und die Kinder), zweitens ist es teuer und drittens macht man es in Estland einfach nicht. Pizza in Steffani kann ich aber wirklich empfehlen. Wir waren 6 Leute, davon zwei hungrige Pubertiere, und drei Pizzas waren uns genug. Nachtisch sollte man aber woanders essen, wenigstens mit Eis können sie dort nichts anfangen und Sahne war zähflüssig, also wohl nicht echt.

Der Mann wurde 40, den antiken Schreibtisch, den ich ihm schenken wollte, habe ich noch nicht gefunden - entweder stimmt der Zustand des Tisches nicht, oder der Aussehen, oder der Preis (also, 1400 Euro sind doch wirklich zu viel!) -, aber den kleinen Ofen für das Zimmer des Ältesten. Es  wird ja jetzt Winter, dann können wir nicht weiter renovieren, wenn es kalt ist im Zimmer.

Zu seinem Geburtstag hat Der Mann aber den schlimmsten Stromausfall von etwa 8 Jahren gekriegt. Stürme gibt es ja im Herbst, das ist normal. Stromausfall hier im Walde, wenn es viel nassen und schweren Schnee gibt, auch - da fällt der eine oder andere Baum auf die Leitungen und dann dauert es, bis wir wieder Licht haben. Aber dieses Wochenende… Erstmal gab es Disco im Wohnzimmer - die Lampen haben ganz wild geflinkert, so etwas ist auch noch nie passiert. Nach einer halben Stunde war dann alles aus. Die Wasserpumpe wird ja auch nicht funktionieren, wenn es keinen Strom gibt… am nächsten Tag hatten wir Freunde zum Abendessen eingeladen, 3 Ehepaare mit ihren Kindern, mit unserer Familie sollten es 20 Leute warden...

Dann sind wir ganz romantisch auf den spiegelglatten Strassen noch spät am Abend in die Stadt gefahren - die Kinder spielten zu Hause bei Kerzenlicht Brettspiele - und haben Wasser und Kerzen eingekauft. Als Geburtstagsessen haben wir dann Wraps gemacht, denn etwas Grösseres kam nicht in Frage… und zum Nachtisch eine Torte aus dem Supermarkt gekauft, da ich selbst ja nicht backen konnte. Wir kochen zwar im Winter auf Feuer, aber mein Herd hat keinen Backofen, nur das Elektroherd hat eins..

Wenn 20 Leute da sind, dann wird es in der Toilette auch schnell eklig, deswegen haben wir Eimer unter Dachrinnen gestellt, denn am nächsten Tag taute der Schnee… und das ganze Wasser in die Duschkabine geschüttet, wir haben diese mit einem tiefen Becken. Von dort konnte dann jeder nach der Toilettenbenutzung (schon praktisch, wenn Bad und WC zusammen sind) etwas Wasser ins Klo tun, damit es doch irgendwie gespült wird. Zum Händewaschen haben wir alle raus in den Schnee geschickt… Wir brauchen wirklich eine Handpumpe für unseren Brunnen.

Abendessen bei Kerzenlicht war schon sehr schön und romantisch und keiner hat gesehen - denn wir hatten ja auch nicht so viele Kerzen -, dass der Küchenboden ungewaschen ist. :) Die Kinder haben Geister und Halloween gespielt, die finden es immer ganz lustig, wenn man mit Taschenlampen herumrennen kann. Altersspanne der Kinder reichte von 22 Monate bis dreizehn Jahre, sie alle sind die besten Freunde miteinander und kommen immer gut klar - bis auf die ganz Kleinen, sowohl Teodor (22 Monate) als Ilse (2 Jahre 10 Tage, ich finde ihren Namen sehr schön!) wollten mit denselben Spielzeugen spielen, da gab es aber so viele erfahrene ältere Geschwister, dass auch diese Konflikte schnell gelöst wurden. Als Bonus sind 4 Rehe in den Garten gekommen, die unter dem Apfelbaum grasten… eigentlich nicht grasten, apfelten? und die man schön aus dem Kinderzimmerfenster beobachten konnte.

Irgendwann gab es dann doch genug Strom, dass die Wasserpumpe angesprungen hat. War es eine Erleichterung, die Toilette wieder richtig zu spülen! Die Spannung war aber noch immer sehr schwach. Wirklich da war der Strom wieder erst in 42 Stunden, das ist eine sehr lange Zeit. Es waren so um 10 000 Haushälte ohne Strom und auch Handys funktionierten nicht, da wird es einem schon mulmig. Montag Nachmittag habe ich dann sehr dankbar viel Wäsche gewaschen und Geschirr gespült (mit Maschinen, klar)… und gestern Mittag war der Strom noch einige Stunden weg. Dann waren wir aber sowieso alle in der Stadt und bis Abend war auch dieser Fehler beseitigt worden.

Tja, und das Wetter hier ist genauso verrückt wie es sich anhört - noch vor 2 Wochen habe ich geschrieben, dass es 17 Grad gab. Am Samstag fiel dann der Schnee, diesmal habe ich keine Fotos gemacht, aber in 2016 sah es genauso aus - nass, kalt und unerwartet im Oktober. Estnischer Herbst und Klimawandel, eben.

Der Gartentisch steht auch dieses Jahr noch im Park und die Scheune da hinten benutzen wir noch immer gar nicht. Heute ist es aber fast abgetaut, es sollen in den nächsten Tagen wieder +10 Grad werden - das passt mir gut.

Und noch etwas - ich mache zwar Tipp- und Grammatikfehler, aber irgendwie ist auf unser Computer ein Autocorrect gelandet, der nur Englisch spricht, sich immer einmischen will und den wir nicht mehr wegmachen können. Es kann also passieren, dass ich es manchmal nicht bemerke, wenn einige Wörter sich automatisch ins Englische gewandelt haben, tut mir leid.

Comments

  1. Danke für den Einblick in Euer Leben in Estland ! Liebe Grüße aus Aachen

    ReplyDelete
    Replies
    1. Danke für Kommentieren! Liebe Grüsse auch nach Aachen, wo ich noch nie war, auf der Autobahn vorbeifahren zählt bestimmt nicht. :)

      Delete
    2. Ich war auch noch nie in Estland, aber umso schöner ein bisschen etwas zu lernen. Ein schönes Wochenende Euch!

      Delete

Post a Comment

Popular posts from this blog

Am 12. Oktober. Stürmisch, obwohl man es nicht sieht

Am 5. Dezember. Ungeschönt.

Am 12. Juli