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Es ist schon wieder der Fünfte! Und Frau Brüllen sammelt Tagebuch-Einträge.

Als es klingelt, drücke ich meinen Kopf ins Kissen und denke, dass es doch gar nicht wahr sein kann, es ist bestimmt wieder dieser blöde Traum, wo ich aufwache, weil ich denke, es sei Morgen, es ist aber noch so um 4 Uhr… Nein, ein Kind geht ins Bad, es ist also doch Morgen. Pech.

Am Tisch sitzen nur zwei Kinder. WO IST DER JÜNGSTE? Mit einem Herzkind (angeboren, eine Herzklappe funktioniert nicht so richtig und eine Aorta ist viel zu eng) kommt diese Frage schon, falls das Kind am Morgen nicht aufsteht. Dann erscheint auch das fehlende Kind, er sei einfach länger liegen geblieben.

Kaffee. Das brauche ich jetzt dringend. Und gestern gebackene Mini-Brötchen mit Erdbeermus.

Bei der Arbeit renne ich zuerst alle Treppen hoch in mein Zimmer, um Mantel, Handtasche und Stiefel loszuwerden, dann quer durch das ganze Schulhaus, den ich werde mit der Klasse 2b etwas machen. Ich bin zwar 3 Minuten zu spät, aber sie verzeihen es mir. Wir reden über Dinge, die man gleichzeitig machen kann oder nicht (Kann die Lehrerin gleichzeitig Dich hören und mit der anderen Lehrerin sprechen? Kannst Du gleichzeitig mit dem Freund plaudern und lernen?), über ein paar Emotionen und zum Schluss wird Stille Post gespielt.

Danach mache ich… noch etwas. Zum Mittagessen kaufe ich mir in der Schulkantine leckeren frischen Salat (kostet übrigens 2 Euro, Schnitzel mit Möhrensalat wäre billiger, schmeckt aber nicht so gut). Dann mache ich noch etwas… bis ein Junge aus der Klasse des Mittleren meine Tür aufreisst und laut BRÜLLT. Ich kriege so ein Schreck... dann BRÜLLE ich zurück. Laut und wütend. Fünf minute später kommt der Junge wieder, er bittet um Entschuldigung und sagt, er hätte nicht gedacht, dass ich mich erschrecken werde. Er hat ADHD, aber noch immer keine Medikamente. Natürlich verzeihe ich ihm, sage ihm aber, dass er so etwas nie wieder machen darf. Er ist ziemlich niedergeschlagen, ich bin sonst immer freundlich zu ihm… aber auch ich habe ein schwaches Herz, nicht nur mein Kind.

Dann hole ich der Jüngsten aus der Klasse. Gerade heute muss er zu seiner Kardiologin, um nachzusehen, wie es sich im Herzen entwickelt. Kompetent läuft der Jüngste durch das Kinderkrankenhaus, ohne zu zögern. Na ja, er muss ja jedes Jahr ins selbe Untersuchungszimmer. Auf dem Ultraschallbild flattert etwas, aber das Flattern sieht irgendwie… hinkend aus. Das ist dann vielleicht die Herzklappe, aber die Ärztin sagt, dass alles so gut ist wie es nur bei dieser Diagnose möglich ist. Nur rennen sollte der Jüngste lieber nicht. Bogenschiessen darf er weiter machen (will aber nicht mehr, das ist das Problem!). Wir bedanken uns und ich fahre den Jüngsten zum Training, das ist nur drei Strassen weiter oder so.

Ich gehe einkaufen, dabei rufe ich auch meine Mutter an. Sie sagt, dass sie Mehl und Brot braucht. Meine Eltern gehen im Winter nicht zu Fuss einkaufen und mein Vater traut sich nicht mehr, zu fahren. Es gibt auch sehr viel Schnee und Eis auf den Strassen, auch wenn es eigentlich geräumt ist. Auch für mich ist es unangenehm, auf so viel Eis zu laufen.

Ich kaufe Zwiebeln, Milchprodukte, Bananen, Speck, Eier, Weissbrot und ein grosses Glas Nutella, denn es soll Welt-Nutella-Tag sein. Passt uns.

Dann hole ich Den Mann bei seiner Arbeit ab. Er erzählt mir, dass er uns für morgen Brennholz bestellt hat. Das ist gut, weil die kürzere Sorte (für Herd und die kleinen Eisenöfen im Flur und im Zimmer des Ältesten) fast alle ist.

Der Mann setzt mich bei der Schule ab, denn zu mir kommt noch eine Mutter mit ihrer Tochter. Danach gibt es noch Elternabend oder wie es heisst... Wir werden im März Austauschschüler aus Frankreich kriegen, aus unserer Partnerschule. Ein Junge namens Tom wird für eine Woche bei uns einziehen, nächstes Jahr wird der Älteste zu ihm fahren.

Es ist nach 18 Uhr, wenn wir aus dem Schulhaus raus sind. Der Mann holt uns ab. Der Jüngste und der Mittlere sind schon zu Hause und heizen die Öfen.

Zu Hause angekommen, schiebe ich Hähnchenkeulen ins Backofen und schnippele schnell den Salat. Zum Nachtisch gibt es Schlagsahne mit Pfirsichkompott.

Während ich schon anfange, diesen Eintrag zu schreiben, kommt ein E-mail von unseren Freunden aus Gummersbach. Wir freuen uns sehr.

Später werde ich noch meine Handarbeit machen und meinen Männern "Herr der Ringe" vorlesen. Den Film kennen die Kinder schon lange, aber das Buch bringt ihnen so manche nette Überraschungen.

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