Leben mit der Corona-Schlinge

Gestern sass unsere Regierung mal wieder zusammen. Tja, es geht schlecht mit Corona, es kommen über 1000 Neuinfizierte am Tag dazu, in einer Kleinstadt bei Tallinn ist Inzidenz der letzten 14 Tage 3200, in ganzem Land durchschnittlich über 800... Machen wir die Schulen halb zu und verbieten wir Theater und Konzerte, aber lassen wir die Einkaufszentren doch auf. Restaurants müssen um 18 Uhr schliessen. Und keine Firma muss Homeoffice machen, wenn sie es nicht will. Ja, und in den Geschäften muss man kontrollieren, ob Leute schön Masken tragen. Wahrscheinlich darf man ab März auch wieder nicht mehr in die Kirche. :(


Und letzten Frühling wurde uns alles verboten, weil wir am schlimmsten Tag 134 Neu-Infizierte hatten. Schulen waren zu, man konnte den Kindern keine Schuhe kaufen, weil die Geschäfte zu waren... Reisen durfte man nicht, nichts, nicht, nichts. Lächerlich, das Ganze. 

Jetzt kennen auch wir Leute, die bestätigt Corona hatten. Eine Kollegin war wirklich im Krankenhaus, aber es geht ihr jeden Tag besser. Alle anderen erlebten Symptome von einer unangenehmen Erkältung. So, wie es meistens ja geht. Vielleicht haben wir sehr gesunde Bekannte, keine Ahnung.

Aber. Es hätte viel früher kommen sollen, mit den ganzen Begrenzungen und alles. Wir hatten wirklich 8 Monate (von Juni bis Januar) halbnormales Leben und das ist schön. Aber jetzt... Lohnt es sich, den Stall abzuschliessen, wenn das Pferd schon gestohlen geworden ist? 

Andererseits verstehe ich auch, warum die Einkaufszentren geöffnet bleiben. Hier in Estland sind sehr viele Geschäfte in einem oder anderen "Zentrum" zusammen. Optiker, Schuhgeschäfte, Bücher... Es lohnt sich wohl normalerweise, sich ein Zimmerchen in einem grossen Zentrum zu mieten. In der Fussgängerzone gibt es kaum Geschäfte, nur Restaurants. Warum, ist mir ein Rätsel, aber ja, wir gehen auch lieber dorthin, wo wir einen Parkplatz bekommen. In der Innenstadt ist es entweder unmöglich oder sinnlos teuer. Und das Wetter ist hier oft kalt, kalt, kalt oder nass, nass, nass, dann bummelt man lieber durch grosse Einkaufszentren. Und die VerkäuferInnen, sie brauchen auch ihre Löhne... Es ist schon schlecht genug, dass die ganze Touristikbranche zu und arbeitslos ist. Nein, wir Esten haben oft keine Ersparnisse, denn Löhne sind niedrig. (und man muss von dem Ersparten sich ein dickes Auto kaufen oder wenigstens in die Türkei auf Strandurlaub fliegen, sonst hat das Leben keinen Sinn)

Trotzdem... Persönlich würde ich gern den ganzen März zu Hause sitzen, wenn es dann helfen würde. Wir haben aber Ersparnisse, ich und Der Mann können auch einiges von zu Hause arbeiten (und wir werden bezahlt, egal, wie viel wir abrbeiten können - ich jedenfalls), und unsere Kinder sind überdurchschnittlich klug, sgaen ihre Lehrer. Jedenfalls kommen sie mit der Distanzschule sehr gut klar und wenn sie mal nicht klarkommen, dann können wir ihnen helfen. Und wir können hier auch gut aus dem Haus, unser Grundstück ist riesig und im Walde gibt es Platz für viele einzelne Spazierergruppen. Es gibt ja sehr, sehr viele Menschen, denen es gar nicht so gut geht. 


Solange es noch geht und erlaubt ist, gehen wir am Sonntag trotz allem in die Kirche. Mit Masken. Da können die Kinder nämlich ihre Freunde treffen, Schule ist für die zwei Jüngeren für den nächsten Monat nicht drin. Und der Jüngste wünscht sich ein Besuch im Gartenzentrum zum Geburtstag - wird er kriegen. Richtig feiern können wir seinen Geburtstag im Moment ja nicht. Und... Wenn wir meinen Schiegervater in Pärnu besuchen, werden wir vielleicht uns auch das Schmetterlingshaus anschauen, da kann man nämlich im Winter private Besuchszeiten aussuchen. 

Irgendwann muss das Ganze ja auch vorbei gehen...

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