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Frau Brüllen hat es irgendwann angefangen. Die Idee mit dem Tagebuchbloggen ist ja eigentlich nett, hätte frau nur Zeit, alle Einträge durchzulesen…

In der letzten Zeit habe ich wieder Schlafstörungen. Entweder kann ich am Abend nicht so gut einschlafen oder ich wache am Morgen zu früh auf. Auch heute geht es mir so. Ich bin wach, obwohl es noch zu frühj ist. Unglücklich versuche ich, noch einzunicken. Die Zeit bis 6.40 vergeht zu schnell und zu langsam, dann piepst mein Handy. Kurz darauf wird im Flur Licht angemacht und die Kinder gehen einer nach dem anderen ins Bad. Ich stehe um 6.50 auf, Kaffeemachen, Bad.

Die Jungs sind schon fertig mit dem Frühstück, wenn ich mich an den Tisch setze. Der Jüngste schmollt, er mag keinen Pulli anziehen, es sind aber nur 2 Grad draussen und seine Herbstjacke ist dünn. Zwiebelartig anziehen ist im Herbst und im Frühling das beste.

Bevor wir los fahren, hole ich aus einem unrenovierten Zimmer den roten Dorfskater Findus, dessen Hinterpfote total geschwollen ist und der deswegen bei uns im Stubenarrest sitzt. Findus hat wohl Niemanden, der sich um ihn kümmert, seine Pfote ist aber dick und heiss, er muss heute zum Tierarzt. Findus sitzt unglücklich im Tragekäfig und maunzt. Er mag nicht!

Nach ein paar Kilometer wird es muffelig um Findus, er hat sich wohl in die Hose gemacht. Wir halten an, Der Jüngste steigt mit mir aus und halt Findus fest, während ich den Käfig leerkippe und es mit Klopapier (war ich Schlau, dass ich die Rolle mitgenommen habe!) einigermassen abtrockne. Findus mag nicht in den Käfig zurück gehen.

Der Arzttermin ist um 12.30, bis dahin muss Findus mit mir in die Schule. Es ist grundsätzlich nicht erlaubt, aber er wird bei mir im Zimmer bleiben und ich kann heute meine Arbeit so gestalten, dass keener zu mir muss... es ist auch gut so, den wenn wir durch die Hintertür ins Schulhaus gehen, maunzt Findus so, dass das ganze Treppenhaus widerschallt, und macht sich erneut in die Hose. Diesmal ist es… äh… fest. Ich warte ab, bis Unteericht anfängt und die Korridore leer sind, dann transportiere ich Katerkot (gut in Klopapier gewickelt) in die Toilette. Die liegt natürlich gaaaanz weit am Ende des Flurs.

Dann muss ich arbeiten und Findus im Käfig sitzen. Plötzlich geht die Tür auf und der Schuldirektor kommt herein - er bringt mir eine Rose, den heute wird bei uns Tag des Lehrers gefeiert. Die Konrektorin ist auch mit dabei, sie trägt einen Eimer voller Rosen und guckt sich kurz Findus an. Die beiden finden es lustig, dass ich einen Kater bei der Arbeit mit dabei habe. Findus maunzt.

Wegen Tag des Lehrers steht Stundenplan Kopf, die ältesten Schüler vertreten die Lehrer in der Unterricht und Lehrer trinken Kaffee. Im Lehrercafé halt jemand gerade eine Rede, dann kommt Eine fremde Frau herein, stellt sich als Politikerin vor (sie wurde vor ein paar Jahren nicht zur Präsidentin gewählt) und sagt, wie toll sie Lehrer findet und dass sie von ihrer Partei jedem einen Kugelschreiber schenken möchte. Es steht Parlamentwahl vor…

Gerade, als ich mit Findus zum Arzt gehen will, kommt Der Jüngste und sagt, dass auch sein Tag zu Ende ist. Er kann ja gern mit mir kommen, wenn er möchte. Er möchte. Beim Tierarzt wird zuerst geklärt, wem Findus eigentlich gehört - jetzt offiziell einem Katzenschutzorganisation - und wer für die Behandlung zahlen wird. Ich. Dann kommt die Ärztin und stellt sofort fest, dass der Kater einen OP braucht. Kommen sie um drei Uhr zurück. Findus strampelt auf dem Untersuchungstisch, schnurrt LAUT und will von der Ärztin gestreichelt werden.

Ich fahre mit Dem Jüngsten zu meinen Eltern. Mein Vater möchte seinen Kontostand überprüfen, der Weg bis zum Supermarkt, wo auch der Bankautomat steht, ist ihm seit Sommer schon zu lang. Es sind nur rund 600 Meter, er ist aber 85 und wird schnell müde. Den Weg dahin würde er noch schaffen, aber zurück… traut er sich nicht mehr. Also fahre ich ihn hin und zurück.

Der Mittlere kommt an und isst, was die Oma ihm gibt. Er wächst noch immer viel zu schnell und hat auch entsprechend Appetit. Ich rufe Den Mann an, auch er hat jetzt frei. Ich lasse die Kinder bei meinen Eltern, denn sie wollen alles später zum Holzarbeit-Kurs gehen und mit dem Bus nach Hause fahren.

Der Mann und ich gehen zuerst zur Post, einen Paket abholen, dann kurz einkaufen und dann will ich noch in die Bibliothek. Schon ist es 15 Uhr. Findus sitzt brav im Käfig. Seine Pfote hat eine Wunde, es soll aber schnell heilen.Nächste Woche muss er noch drinnen bleiben und Tabletten schlucken (auweia, wie kriegen wir Tabletten in den Kater?). Dei Rechnung ist nicht so schlimm wie ich gefürchtet habe, aber mit 71 Euro könnte ich schon Besseres anfangen…

Wir fahren mit dem maunzenden Findus nach Hause. Es ist schon merkwürdig, zu zweit zu sein. Das Wetter ist unangenehm Feucht und kalt, wir machen Feuer in den Ofen. Mir ist aber immer kalt, auch tut es im Hals weh. Schliesslich nehme ich eine Aspirintablette. Vielleicht hilft es ja. Halsweh stört nicht bei der Handarbeit, ich stricke Spitze wie immer. Dabei lese ich "Welcome to Nowhere" von Elizabeth Laird. Noch ein Buch, von dem ich möchte, dass unsere Teenager es lesen - hierzulande stellt man sich kaum vor, wie es ist, wenn es in der Heimat Krieg gibt.

Die Kinder rufen an, sie sind jetzt im Bus. Der Mann fährt los, um sie abzuholen. Der Bus fährt nur bis Bezirkszentrum, das ist 10 Kilometer von uns entfernt. Sie kommen knapp vor neun Uhr an.

Vor zwei Jahren ging es Findus' viel besser als heute… aber seine Pfote wird wieder gesund, sagte die Tierärztin.

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