Was machst Du eigentlich den ganzen (verrückten) Tag?

Die Idee von Frau Brüllen finde ich noch immer gut, den heutigen Tag aber nicht so...

Am Morgen ging es eigentlich ganz nett los, ich habe nämlich bei -3'C die Wäsche nach draussen auf die Leine gehängt. Der Himmel strahlte schon himmelblau und es sollte laut Wettevorhersage ein schöner warmer Tag werden mit viel Sonnenschein und Temperaturen über 13 Grad.

Dann sind wir alle in die Stadt gefahren, die Kinder haben sich nur drei Minuten verspätet… Nicht schlimm. Dann las ich erstmal den Internet durch und telefonierte mit dem Müllabfuhr. Es kommt nur einmal im Monat und dieses Mal ist es nicht gekommen, warum? … Weil wir eine Rechnung von 1,54 Euro nicht bemerkt haben. Ohne jegliche Vorwarnung. Nicht schön! Und bis 1. Mai kommt es nicht wieder.

Dann fing ich an, zu arbeiten.. Heute ging es um (wahrscheinlich) computerbedingte Psychose (10 J), mögliche ADHD (10 J), sexuelle Belästigung durch Klassenkameraden (13 J) und sexuellen Missbrauch zu Hause (11 J, es war der Stiefvater). Und Papierkram. Normalerweise habe ich nur Lernschwächen, etwas Autismus und Prügeleien. (und Papierkram) Wir sind übrigens eine ganz normale Schule und die meisten Kinder haben gar nichts…

Irgendwann kam der Älteste. Er wollte sein Taschengeld haben - durfte er - und ich wollte wissen, ob er am Abend zur Holzarbeit geht und danach mit dem Jüngsten in der Stadt auf den Bus wartet. Er sagte ja, klar.

Ich telefonierte mit sehr kooperationswilligen Eltern, mit der Polizei und mit noch jemandem… und machte Papierkram. Dann holte Der Mann mich endlich ab. Für einige nicht so eilige Telefonate hatte ich doch keine Zeit, die mache ich dann nächste Woche.

Der Älteste ist schon zu Hause, sagte Der Mann. Wieso bitte? Ja, er habe Den Mann gefragt und der habe ja gesagt. Wir hatten doch eine Abmachung?

Der Jüngste war bei der Oma, der Mittlere bei seinem Schulfreund. Bei der Oma hörten wir Dinge über meine Patin - geht nicht gut, sie ist sehr alt und verwirrt -, dann, dass die Äpfel auf dem Tisch nur drei oder fünf Euros per Kilo kosteten - meine Mutter versteht die Nummern nicht mehr, der normale Preis für Äpfel ist unter 1.50... Und dann, dass der Jüngste sein Handy zu Hause gelassen hat, er aber sehr gern zur Holzarbeit will.

Der Mann hatte irgendwann ein Handy gekauft, dass bei meinen Eltern im Schrank lag, und eine vorbezahlte Telefonkarte hatte er auch in der Tasche. Er montierte schnell alles zusammen, während ich mit dem Ältesten telefonierte. Er darf bitte nicht mehr einfach den Plan ändern! Und ab heute wohnt sein Computer wieder im Wohnzimmer*. Wie lange - vielleicht eine Woche, vielleicht länger. Wahrscheinlich doch nicht länger.

Der Mann stellt den Gartenhäcksler von meinen Eltern in den Wagen. Ich will damit über Wochenende arbeiten.

Einkaufen gegangen. Dann an der Kasse ruft der Jüngste an - ich weiss nicht, ob der Bus schon weg ist oder noch kommt… Es soll bald kommen, warte.

Auf dem Rückweg sehen wir zwei Kraniche auf dem Feld.

Der Älteste kommt uns entgegen… sein Computer ist aber noch immer in seinem Zimmer. Waruhum? Wieso? Ich verstehe doch gar nicht… Tja, Söhnchen, verstehen kannst du oder nicht, du wurdest aber gewarnt und jetzt kannst du gern dein Computer hier im Wohnzimmer aufbauen. Er ist nicht glücklich, macht aber, was gesagt worden ist.

Ich sammle die Wäsche von der Leine. Es ist schön trocken. Unsere Störche gucken mir dabei zu. Sie sind erst seit ein paar Tage da.

Wir essen was und dann gehe ich raus, der Gartenhäcksler ist ein verlockendes Spielzeug. Ich arbeite damit etwa eine Stunde, Der Mann schwingt die Motorsäge, der Älteste assistiert und motzt nicht mehr so.

Der Mittlere ist inzwischen in der Kirche angetroffen und ruft an - ein Mann, den wir auch gut kennen, wird später sowieso hier in der Nähe vorbei fahren, er kann den Mittleren nach Hause bringen. Schön, aber dann muss der Jüngste auch dorthin, obwohl er eigentlich noch nicht zum Jugendtreff gehen sollte - er kann aber einfach mithören. Der Mann koordiniert.

Um 21 Uhr kommen die Kinder an und erzählen, dass ein Mädchen heute den Jüngsten übel geprügelt hat. Dieses Mädchen ist um... aus einer sozial sehr schwachen Familie, diskret ausgedrückt. Ich schicke der Sozialpädagogin die Information und bitte sie um Hilfe.

Was ist das für ein Tag...


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*Seit er mehrere kleinere, aber unschöne Dinge angestellt hat, ist er auf Probezeit gewesen. Computer mit Netzanschluss in seinem Zimmer, so dass er selbst entscheiden kann, wie lange er spielt (eigentlich geht er doch um elf ins Bett), ist ein Privileg. Sein PC im Wohnzimmer ist nicht so schön, aber das ist das Kleinste, was ihm jetzt passieren kann - spielen darf er ja immer, aber dann wesentlich weniger. Und gegen Vergesslichkeit und "ist mir egal, wie mein kleiner Bruder sich fühlt" ist eine gekürzte Spielzeit das beste Medizin, glaube ich.




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