Warum ich mich dieses Jahr nicht so richtig auf Herbstferien freue

Dieses Jahr geht ja alles, was bisher normal war, nicht. Es ist zwar schön, dass es in Estland noch immer keine Maskenpflicht gibt - in dieser Hinscht ist unsere Regierung noch vernünftig, so wie die Masken oft getragen werden - Maske hoch, Maske runter, Maske wieder hoch - hilft es ja auch nicht so richtig - und Abstand halten wir ja sowieso. Kennt Ihr den Witz über Esten und Corona-Sondersituation? Dass die Esten froh waren, wenn Sondersituation (wie es auch immer korrekt heisst...) gehoben wurde, denn wir mussten nicht mehr einander auf die Pelle rücken (mit 2 Meter Abstand), sondern wir durften auf bisherigen 5 Meter Abstand zurückkehren. Und dass es jetzt nächtlichen Alkoholverkaufverbot geben soll, ist ja auch gut. 

Aber es gibt Reisebeschränkungen... sehr viele und sehr streng. Gestern war Coronazahl, also neue Fälle für 100 000 Einwohner, in Estland über 30. Aber Länder, wo es über 16 ist, sind für Esten verboten beziehungsweise, wenn man aus solchem Land nach Estland fährt, muss man für 2 Wochen in Quarantäne bleiben. Wenn das nicht unlogisch ist... Im Moment sind nur Zypern (will negative Testbestätigung haben, logisch), Liechtenstein, Litauen, Lettland, Finnland un Vatikan erlaubt. Mit Finnland soll es irgendwie neue Einschränkungen geben, und Lettland will Esten nicht haben, dort darf man nur durch fahren. 

Es ist aber das erste Mal, wenn ich und Der Mann beide vernünftige Arbeitgeber haben, die uns erlauben würden, über Ferien wegzufahren. Und es ist das erste Mal, wenn wir genug Geld für eine kleine Reise haben, und ein gutes, geräumiges Auto mit niedrigem Spritverbrauch. Und die Kinder sind alle gross genug, aber noch nicht so gross, dass sie nicht mehr mit uns kommen würden...

Und dann darf man wegen Corona nicht reisen. Obwohl wir uns bestimmt nicht in Nachtclubs aufhalten würden, oder mit ÖPNV fahren. Und von Grossstädten halten wir uns sowieso fern. In Estland gehen die Zahlen übrigens fast nur in Tallinn und Nordostestland höher. Tallinn ist mit fast 500 000 Einwohnern schon eine Grosstadt und in Nordostestland gibt es viele Leute mit Migrationshintergrund, die sich an keine Massnahmen halten. Und hierzulande sind fast alle Fälle wirklich mit Bars, Nachtclubs, Parties und Arbeitsplätzen mit schlechtem Ventilation verbunden.

Urlaub in Estland Ende Oktober geht gar nicht. Das Wetter ist höchstwahrscheinlich kalt und nass, da kann man nicht nach draussen. Wir sind sowieso nicht so begeisterte Wanderer. Es sei denn, wir würden in irgendein Spa-Hotel gehen, aber das wäre wirklich nichts für uns. Und die Preise für so etwas sind überteuert. Ausserdem wollen in den Ferien alle Familien ins Abenteuerschwimmbad, dann ist es auch zu voll und...

Es fühlt sich an, als wären wir in ein Einmachglas gezwungen. 

Es sind doch noch dreieinhalb Wochen bis zu den Ferien Vielleicht ändert sich noch etwas in positive Richtung, hoffen darf man ja. Und wenn es doch nicht Mecklenburg-Vorpommern werden kann (Wien ist, fürchte ich, gestrichen), vielleicht können wir wenigstens auf die litauische Küste. Dort waren wir nämlich noch nie, soll schön sein. 

Aber richtiges Urlaubsgefühl kommt erst, wenn wir in kleine schöne Altstädte (mit Fachwerk!) dürfen, wieder Weinberge sehen und in echten Bäckereien gute Brötchen kaufen können. Irgendwann...

Comments

Popular posts from this blog

Am 12. Oktober. Stürmisch, obwohl man es nicht sieht

Am 5. Dezember. Ungeschönt.

Am 12. Juli