Das war unser Juni

 Kindertag wird in Estland nicht privat gefeiert. Es gibt zwar irgendwelche Bastelmöglichkeiten und Vortritte in der Innenstadt, aber am 1. Juni macht man... was immer wir am 1. Juni normalerweise machen. 

Der Mann und ich waren in Tallinn. Schön war es. An diesen Tagen warn die Kinder zum ersten Mal ohne uns zu Hause. Sie hatten 2 (und ein dritter kam noch dazu) Ferunde zu Besuch, kochen Pelmeni und Tiefkühlpizza. Es ging ihnen gut. Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug in das Sommerhaus einer Familie aus der Gemeinde. Der Mann und andere Kirchenältester hielten Versammlung, ich und noch einige Ehefrauen (denn die Damen unter der Gemeindelaitung kamen alle allein) unterhielten uns einfach... und schlugen auf die Mücken. Mit Mücken geht es uns dieses Jahr nämlich sehr gut. 

Der Älteste machte seine Mathe- und Englischprüfungen. Gut sind die gegangen. 

Mein Vater wollte selbst! Und sofort! zur Bank. Er ist 88, stocktaub und versteht Dinge nicht immer so, wie die anderen Menschen. Er rief sich ein Taxi und fuhr los. Zum Glück passierte es früh am Morgen, so dass die Bank zu war, und der Taxifahrer hat ihn doch wieder nach Hause gebracht. Es wird bestimmt noch interessanter...

Der Jüngste feierte seinen 12. Geburtstag nach. Eigentlich ist er ja im März geboren, aber dann waren die Corona-Zahlen wirklich viel zu hoch für eine Party. Das Wetter war super, es sind insgesamt 6 Freunde gekommen... und sie hatten sehr viel Spass. Sommer, Sonne, Kinder, Garten und Wasser gehören einfach zusammen. Es wurde gegrillt, aber mehr gelaufen und gekreischt. Für Kuchenrunde bewegten alle ihre Stühle in die Sonne (wir haben grosse Bäume um den Rasen, der Tisch geriet dann irgendwann in den Schatten), um dort weiter zu tropfen. 

Die Zeugnisse des Jüngsten und des Mittleren waren sehr gut wie immer. 

Eine Freundin aus Grundschulzeiten war kurz in Tartu. Wir konnten uns treffen. Es ist mit ihr immer so, als ob wir erst vor einer halben Stunde zusammen wären. Nur die Kinder sind irgendwie inzwischen grösser geworden. 

Der Älteste hatte Tests auf einem kleinen christlichen Gymnasium. Am Tag seines Hauptschulabschlussfeiers (Riesending in Estland) wurde er dann dort aufgenommen. Wir müssen jetzt nur seine Deutschkenntnisse aufwärmen, denn in dieser Schule kann er nicht mehr Französisch als zweite Fremdsprache haben. Abschlussfeier war auch sehr schön (sein Zeugnis war auch sehr gut) und danach gingen wir in ein nettes Restaurant. Wir gehen selten aus essen, insofern war es schon etwas Besonderes. 

Warm war es schon früher, aber gerade nach dem Abschlussfeier haben wir afrikanische Hitze bekommen. An manchen Tagen kletterten Temperaturen auf 35 Grad, das ist üüüberhaupt nicht normal für Juni in Estland! Da mussten wir doch schwimmen gehen. Wenn es um 21 Uhr am Abend noch 28 Grad gibt, dann sucht man einen See auf. Davon haben wir hier mehr als genug. 

Das Leihkind zog für ein paar Tage ein. 

Dann gab es Johannistag, auch Mittesommer genannt. Tja, es hat sehr wenig mit Sonnenwende zu tun, sondern mit dem Geburtstag von Johannes des Täufers. Und am 23. Juni wird auch Sieg im Freiheitskrieg gefeiert. Wir feiern es normalerweise zusammen mit der Gemeinde, es gibt feuer und Gegrilltes, aber auch Gottes Wort und es ist gut so. 

Wir ernteten Erdbeeren aus dem Garten. Es gab viele (und es gibt noh immer viele).

Der Älteste liess seine wunderschönen schulterlangen Haare abschneiden. Für ein paar Tage hatte er eine Glatze, jetzt gibt es schon... irgendwas. Es gibt Schlimmeres, was ein junger Mann mit seinem Aussehen anfangen kann, Haare wachsen ja wieder. Es sind nicht so wie Tattoos oder Piercings, die (fast) für immer sind und die man dann später bitter bereuen kann. 

Obwohl es im Garten genug Erdbeeren zum Sattessen gibt, sind es nicht genug für Marmelade. Heute habe ich Juni mit 8 Kilo Erdbeeren vom Bauernmarkt ausklingen lassen. Es wurden 11 Gläser Erdbeer-Rhabarber-Bananenmarmelade, Erdbeerpüree zum Einfrieren, 2 Kilo eingefrorene Erdbeerstücke für Erdbeer-Johannisbeermarmelade (kann ich erst in einem Monat kochen, klar) und noch eine grosse Gefrierdose voller allerschönsten Erdbeeren, mit denen ich hoffentlich irgendwelche Geburtstagskuchen schmücken kann. Irgendwie sehr erdbeerig.

Comments

Popular posts from this blog

Am 12. Oktober. Stürmisch, obwohl man es nicht sieht

Am 5. Dezember. Ungeschönt.

Am 12. Juli