Samstagmorgen

 Es ist 10.31. Der Mann liegt noch im Bett, die Kinder (minus der Älteste, plus der Namensvetter des Mittleren) schlafen noch. Kaffee ist gekocht, Erdbeepüree ist aus dem Tiefkühlschrank rausgenommen worden, ich habe (wahrscheinlich) die einzigen Sonnenstrahlen des Tages gesehen und drücke mich gerade davor, Brennholz zu holen. 

Und ich habe auf Instagram bei jemand "unfollow" gedrückt, weil sie wochenlang nur noch über ihre eigene Meinung schreibt und das bringt mir wirklich nichts. Für sie ist diese Meinung wertvoll, vielleicht wird es sich was in ihrem Umfeld auch ändern... ich habe sie wegen schön Natur- und Familienfotos ausgewählt. 

Zu viel, zu viel gibt es im Moment Hass, Panik, Rechthaberei. Überall in "meinem" Internet. Und auch  sonstwo... Der Jüngste hat gestern erlebt, wie seine neue Lehrerin sich über Christen lustig gemacht hat. Dieselbe junge Frau, die drei Tage zuvor hoch und heilig erzählte, wie kein Mensch wegen seins Glaubens schlechter ist... Ich will sie fragen, ob sie auch über Allah Spass machen würde, wäre der libanesische Junge Ali noch in der Klasse? 

Und das ganze über Corona... Dieselben Leute, die sich über Erkrankungen und kein Maskenpflicht in den Schulen ärgern, versammeln sich bei Klima-Demonstrationen (ich bin sehr estnisch, ich verstehe gar nicht, was so etwas bringen kann) und drängeln in der ÖPNV. Und viele davon sind gegen Testen, obwohl Geimpfte auch die Krankheit verbreiten können...

Irgendwann vor mehreren Jahren habe ich irgendwo gelesen, dass einige Seuchen in der Geschichte irgendwie unlogisch endeten. Es hätten noch mehr Menschen sterben können (in der Zeit vor Impfungen und Krankenhäuser), es hätte länger dauern müssen... wenn man es dann nach Ansteckungslogik und nochwas betrachtet. Ich weiss leider gar nicht mehr, wo ich es damals gelesen habe, nicht einmal, in welcher Sprache es war. Und ob da wirklich Wissenschaft dahinter steckte... das wahrscheinlich schon. 

Kann es sein, dass Corona auch irgendwann einfach... ausstirbt? Oder sich zu einem harmlosen Erkältungsvirus mutiert? Irgendwann...

In disesn Zeiten gibt mir dieses Lied Kraft. Es soll ein Weihnachtslied sein, mir hat es aber auch im Sommer geholfen. Ich habe keine Ahnung, ob es das auf Deutsch gibt, eine estnische Dichterin hat die Worte geschrieben, also versuche ich es für Euch zu übersetzen:

In Deinem Herzen zünde
jetzt alle Kerzen an.
Und lasse keinen Platz da
der Dunkelheit. 

Wer bist Du krank oder traurig, 
Du hoffe, leide noch! 
Und glaube, Kelch des Leidens
wird irgendwann auch leer. 

Es kann nicht ewig dauern
kein Gefahr, kein Glück.
Und oft kann Dein Schmerz
Dir ein Segen sein. 

In Deinem Herzen zünde
jetzt alle Kerzen an.
Und schmücke Deine Seele
mit der himmlischen Ruhe!

Himmlische Ruhe wünsche ich auch Ihnen. Gottes Segen und viel Kraft mit allem, was Sie gerade so bewältigen müssen. 

Übrigens ist die Sonne gerade wieder rausgekommen, der Jüngste ist wach und Der Mann giesst Kaffee in die Tassen. Und die Ansteckungszahlen in Estland sind heute wieder ein kleines bisschen niedriger als gestern. Es kann nicht ewig dauern... 

Comments

  1. So ein schönes Lied, danke fürs Teilen!

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  2. Hallo - ich bin mehr die stille Mitleserin, aber mit großem Interesse verfolge ich Ihren Blog.
    Estland kenne ich aus vielen Urlauben, überhaupt das Baltikum.
    Danke für die Übersetzung des Liedes. Ihnen und Ihrer Familie alles Gute !
    Simone

    ReplyDelete

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