Schon eine Woche ohne Masken...

Und die Corona-Zahlen sind noch nicht hoch, baer auch nicht so niedrig, wie wir es uns wünschen. 

Seit dem 3. April muss man in Estland nicht mehr Masken tragen, es sei denn, man besucht ein Pflegeheim oder Krankenhaus, glaube ich. 

Am ersten Sonntag - vielleicht 80% in der Kirche ohne Maske, 20% mit. Gestern - 90% ohne, 10% mit. Im Supermarkt vor einer Woche 60/40, gestern 80/20. Warum es in der Kirche weniger ist - da kennen sich die meisten, unsere Gemeinde ist nicht so sehr gross und über viele (weil ja eng befreundet) weiss man, ob sie schon genesen, geimpft oder sogar geboostert sind. Und das keiner in Nachtclubs und andere solche Institutionen geht, wo man das Gefühl für Abstand und Vernunft am ehesten verliert. Im Allgemeinen kann jeder Maske tragn, der es möchte, wer aber nicht möchte, muss nicht. Ich finde es schön. 

Mal sehen, was es wird. 

3 Monate nach unserer Corona-Infektion ist mein Geruchssinn noch immer schwach, aber existiert. Macht eigentlich nichts. Damit muss man rechnen, dass das Leben nach der einer oder anderer Krankheit nicht gerade dasselbe ist wie vorher. Obwohl ich bald gern Veilchen riechen würde. Hoffentlich kommt es noch zurück, es geht Woche zu Woche ein kleines bisschen besser. Mein Gedächtnis ist auch nicht mehr dasselbe wie früher, aber das kann auch etwas mit Mutters Tod zu tun haben - und bei mir ist es ein Segen, wenn ich mich nicht mehr an alle ehemaligen Schülern erinnere, bisher waren in meinem Kopf Namen und Angaben von mehr als 1000 jungen Leuten - und ich brauchte die gar nicht mehr! Aber wenn ich irgendwelche Zusammenhänge finde, weiss ich trotzdem, wer es alle waren und was sie gemacht haben. Und wie ihre Zeugnisse in der 5. Klasse waren... das braucht doch kein Mensch. 

Die Erkrankung jemanden empfehlen würde ich nicht. Weil es doch eine Erkrankung ist, es gibt zwar Leute, die es ohne Symptome oder mit sehr wenigen Symptomen überstehen, aber das kann man wirklich nicht voraussagen. Genausogut kann man auch im Krankenhaus landen - davor hatte ich die meiste Angst. Gippenähnlich schlapp und im Bett liegen schien mir gar nicht so schlimm, die Kinder sind ja schon gross und es schien mir unwahrscheinlich, dass wir alle zur gleichen Zeit extrem krank sind. Ging auch so, dem Jüngsten war es zuerst ganz schlecht, dann waren der Mann, ich und der Mittlere ziemlich unglücklich mit unserem Leben, erst danach wurde der Älteste positiv. Die Kinder hatten nur eine schwach-fiebrige Periode von 1-3 Tagen, danach ging es schon besser, Der Mann und ich hatten es schon fast gut, dann am 7.-8-Tag wieder bäh. 

Bei einer "normalne" Erkältung, womit das neugeborene Kind unserer Bekannten in der Weihnachtszeit im Intensiv lag (nämlich sind weiterhin auch andere Viren da und sie können manchmal gefährlich sein), sind die Sypmtome irgendwie logisch, wenigstens bei mir kommen sie immer in der gleichen Reihenfolge - erstmal Kratzen im Hals und unangenehmes fast-Fieber-Gefühl, dann entweder Nasennebenhöhlenentzündung oder schönes, nasses Husten, dass ja auch Bronchitis sein kann, aber mir immer zeigt, dass es mir bald sehr viel besser gehen wird. Bei Corona hatte ich zuerst ungewöhnliche Schmerzen in der Brust, vermutlich in den Bronchen. Dann kamen Fieber (unter 38'C, aber doch unangenehm) und Schwachheit. Appetit war auch weg. An manchen Tagen konnte ich kochen, aber nicht essen, an manchen Tagen gar nichts. Sogar auf der Handy Instagram schauen ging nicht, weil Handy zu schwer war. Eines Nachts hatte ich starke Schmerzen an den Knien, wo ich ja sonst auch Arthritis habe. In der nächsten Nacht habe ich mehrmals aufgewacht und jedes Mal gedacht, wie gut ich mich fühle - weil es keine Schmerzen mehr gab. Nach dem zweiten Anlauf am 8. Tag ging es dann ganz schnell bergauf, nur astmatisches Husten blieb für ein paar Wochen. 

Der Mann hatte sehr fiese Rückenschmerzen und Kopfschmerzen. Als Migränepatient kennt er sich mit Kopfschmerzen aus, sagte aber, dass auch die schlimmste Migräne nie so schlimm gewesen ist wie Corona-Kopfschmerzen. 

Was schön war - wir wussten, was es ist. Kein Mensch geht hier mit einer "einfach nur Erkältung" zum Arzt und dann kann es manchmal zu schlimmen Weitererkrankungen kommen - so habe ich damals auch meine Lungenetzündung gekriegt. Dazu hatten wir Quarantänepflicht von 10 Tagen, so konnten wir in aller Ruhe alle anderen Pflichten liegen lassen und einfach mal zu Hause krank sein. Macht man hier auch sonst nicht. Wir hatten auch sehr viel Glück, dass es pünktlich zu Weihnachtsferien kam, so mussten wir arbeitsmässig nicht viel absagen und unsere Chefin musste Dem Mann keinen Ersatz finden, das ist nämlich immer super schwierig mit dem Stundenplan. Dann gab es noch freundlich Anrufe von den Coronadetektiven. Ich weiss auch nicht, wozu die gut sind, aber diese damen am telefon waren sehr freundlich und sehr professionell. Die Letzte (als der Älteste positiv getestet und registriert wurde) hat den Anruf sogar so angefangen: "Sie wissen bestimmt schon alles, aber ich muss trotzdem..." Sie hat es aber akzeptiert, dass ich es dann eilig hatte - es war mein erster komplett guter Tag, ich stand gerade am Herd - und ihre Fragen kurz gestellt. Es ging um Kontakte in der letzen Tagen, mit wem wohnt der Patient zusammen und so weiter. Übrigens wird in Estland kein Mensch freigetestet, man musste nach 10 Tagen nur den Hausarzt anrufen und bestätigen, dass man keine Symptome mehr hat. Mein astmatisches Husten gilt nicht als Symptom, weil Husten in meinem Fall etwas sehr Natürliches ist.

Was wir von dieser Zeit mitnehmen sollten - wenn krank, zu Hause bleiben. Mehr Hände waschen (Desinfektionsmittel machen mir die Haut so schnell kaputt, dass ich sie lieber vermeide, wenn es geht). In allen Monaten, die "R" in ihren Namen haben, Vitamin D nehmen, denn in Estland haben wir wirklich zu wenig Sonne. Noch besser aufpassen, dass wir nicht stark übergewichtig werden. 

In den letzten zwei Jahren habe ich in den Zeitungen oft gelesen, was Estlands berühmteste Virologin Irja Lutsar zu Corona zu sagen hat. Ich glaube ihr gern. Zuerst sagte sie, dass wir lernen müssen, mir dieser Krankheit zu leben - es wird nicht weggehen. Höchstwahrscheinlich ist es so. Noch empfiehlt sie eine Impfung für alle Erwachsene, aber wer zweifelt, muss gut nachdenken und wer nicht will, muss dann gut aufpassen - und das Risiko von einer möglichen Erkrankung auf sich nehmen. Haben wir gemacht. Und wo ich am liebsten hoffe und glaube, dass sie Recht hat - jede weitere Erkrankund mit demselben Virus soll einfacher gehen. Das werden wir dann irgendwann sehen, obwohl ich auf Kranksein überhaupt keine Lust habe. 

Bleiben Sie gesund!

Comments

  1. In Deutschland empfiehlt man ein Riechtraining gegen einen gestörten Geruchssinn nach einer Coronainfektion. Ob das wirklich funktioniert, weiß ich nicht. Allerdings kann es auch nicht schaden!
    https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Corona-Mit-Riechtraining-gestoerten-Geruchssinn-verbessern,coronavirus3850.html

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    1. Danke! Ich habe davon gehört, aber noch nicht so ernsthaft vorgenommen. Ab und zu kommen die Gerüche ganz unerwartet, dann gibt es wieder fast nichts - ausser wenn ich ganz nah drangehe. Mit vier Katzen ist es sogar praktisch, denn Katzenklo macht die Katze froh und... Aber Veilchen im Frühling und warme Kieferwälder im Sommer wären es doch wert.

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