Was ich heute machte

 Frau Brüllen fragt noch immer am 5. jedes Monats, was macht frau (oder Mann) eigentlich den ganzen Tag. 

Heute so:

5.20 aufgewacht, weil ich wohl die Toilette besuchen musste. Nicht mehr eingeschlafen, trotzdem bis 6.40 im Bett geblieben. 

Danach Bad, Kaffee, Kinder wecken. Eine Tüte schöne rote Äpfel aus dem Korb in der Küche füllen, die will ich im Lehrerzimmer auf den Tisch stellen. 

Kinder zum zweiten Mal wecken. 

Frühstück. danach stelle ich die Spülmaschine an, weil wir seit 1. Oktober eine neue Stromordnung haben, keinen billigen Nachtstrom mehr. Da kann ich auch tagsüber spülen und waschen. 

Um 7.27 sitzen wir alle im Auto. Die Sonne kommt hinter den Wolken hervor. 

Um 7.54 bilden wir einen Teil der Stau. 5 Ampelzyklen, vielleicht auch mehr. Es wird auf einer der Haauptstrassen gebaut, wenigstens einen Monat wird es noch dauern. Bäh. 

8.11 laufen wir in der Schule schon die Treppe rauf. Geschafft! 

Ich gehe ins Lehrerzimmer, um Äpfel loszuwerden. Dort nehmen der Sportlehrer und die ehemalige Mathelehrerin unserer Jungs (Klassen 4.-6.) Frühstück. In der Schulkantine kann man nämlich morgens Brei kaufen, 30 oder 40 Cent kostet es. Wir reden über ein Sorgenkind, mit dem wir wirklich nichts anfangen können. 

Um 9 kommt die Chefin. Eine Lehrerin hat C, ob ich sie für 3 Stunden vertreten kann? Ich gehe erstmal und schaue mir das Klassenzimmer an, dort hat die Lehrerin die Schulbücher. Dann suche ich mir in der Bibliothek ein Buch aus, das ich der ersten Klasse vorlesen will. "Heiner und Hanni" von Annie M. G. Schmidt ist immer eine gute Wahl. 

10.10 fängt dann die erste Stunde an, wo ich vor der Klasse stehe. 6 Erstklässler, die aus unterschiedlichen Gründen noch gar nicht lesen können - sonst sollten sie im Kindergarten schon etwas gelernt haben. ich kenne die meisten schon einigermassen. Wir lernen, wie "S" aussieht und suchen es in vielen Wörtern. Ein kleiner Junge, der in der grossen Klasse gar nichts traut, ist in dieser kleinen Gruppe ganz mutig und erzählt gern. Ein anderer hat wahrscheinlich Aufmerksamkeitsstörung, auch in der kleinen Gruppe macht er nicht mit. Am Ende der Stunde werde ich umarmt, weil Kinder halt gern Lehrerinnen umarmen.

Dann will ich eigentlich Kaffee trinken, aber mein Handy piepst. Gestern haben wir einer Dame ein Flickenteppich geschickt und es ist schon angekommen. Sie sagt mir via Messenger, dass sie sehr zufrieden sei und schickt auch ein Foto, wie es in ihrem Zimmer aussieht... samt Katze auf dem Teppich. Na, wenn die Katze schon zufrieden ist, ist alles gut. 

Eine Tasse Kaffee und einen Stück Kuchen kriege ich trotzdem. Es ist eigentlich Lehrertag, aber weil zwei Klassenlehrerinnen von drei Abschlussklassen krank sind, wird erst nächsten Mittwoch gefeiert - aber Kuchen gibt es heute. 

11.15 schaue ich mir an, wie es in der Unterricht der allerliebsten Lehrerin geht. Mathe in der 2. Klasse, aber von 21 Schülern sind 6 Ukrainer, die kaum Estnisch verstehen, 2 estnische Kinder "mit speziellen Bedürfnissen", 1 oder 2 russischsprachige Kinder aus Estland, deren Estnisch auch nicht so gut geht... Die junge Lehrerin ist super geduldig und die Kinder sehr, sehr lieb. Eine Ukrainerin versucht, auf Estnisch zu antworten. Ein kleiner Ukrainer ganz hinten ist Konzentration in Person, er versucht, alles mitzumachen. Das angeblich hyperaktive Heimkind ist alles andere als hyperaktiv. Ich bin verliebt. 

Um 12.20 muss es weiter gehen mit der Vertretung, aber die Klasse wird nächste Woche auf eine Waldwanderung gehen und kriegt zuerst Informationen dazu. Ich rufe die kranke Lehrerin an, sie sagt, dass es ihr eigentlich gut geht, aber mit dem positiven Test darf sie nicht raus... und ich soll bitte diese Aufgabe in Mathe machen. Um 12.40 treffen die Kinder ein. Kleingruppe der 4. Klasse, 6 Kinder. Zwei Mädchen kommen mit Rechnen gar nicht klar, alle andere sind vor dem Ende der Stunde fertig. 

Auch die nächste Unterrichtsstunde mache ich mit ihnen, dann kommt noch ein russischsprachiges Kind dazu. Naturkunde ist schwer, mit all den Planeten und Sonnensystem und so... Der vorgesehene Arbeitsblatt ist wirklich schwierig, die zwei Mädchen haben wieder Probleme, aber eigentlich fragen ale Kinder, was sie hier und da schreiben müssen. 

Um 14.05 haben wir eine Besprechung, die bis 15.30 dauert. Dann ruft auch schon Der Mann an, er will mich abholen. 

Es regnet. Wir fahren zuerst in die Innenstadt und bringen den Jüngsten zum Bogenschiessen, Aus irgendeinem Grund ist er furchbar spät. 

Dann gehen wir einkaufen. Eine neue Jogginghose für den Jüngsten (aus H&M, 12.99), Essen für meinen Vater (er ist ja jetzt allein, aber wir bringen ihm fast jeden Tag warmes Essen) und für uns. Wir lassen ungefähr 45 Euros im Supermarkt, obwohl wir gar nicht so viel kaufen... aber Spülmaschinentabs für 2 Monaten kosteten schon selbst etwa 12 Euros (Angebot, sonst sehr viel teurer).

Der Jüngste und der Mittlere kommen vom Bogenschiessen. Der Älteste wird heute beim Leihkind übernachten. 

Wir besuchen kurz meinen Vater. Ihm geht es gut. 

Unterwegs nach Hause tanken wir. 64 Euros, voll (Frau Corsa). 

Um 17.40 sind wir zu Hause. Feuer im Ofen und im Herd. Zum Abendessen gibt es Hähnchen-Nuggets, Salat und Brot. Bis zum Abendessen macht der Mann was draussen und sagt, dass der Auerhahn wieder da sei. Letzte Woche hat er sich nur einmal gezeigt und wir hofften schon, dass er weg ist... 

Dann schreibe ich diesen Eintrag. Der Mann sagt, er habe von der Übersetzungsfirma einen neuen Auftrag für mich (kompliziert zu erklären, aber alles ist in Ordnung, es funktioniert gut so). 129 Seiten Korrektur Estnisch-Deutsch zum Thema Bauplatten. Damit werde ich morgen "Spass haben", aber es wird uns Geld einbringen und eigentlich mache ich es ganz gern.  - Und bei so einer Arbeit schaue ich die Artikel ganz oft im Duden nach!

Jetzt werde ich "veröffentlichen" drücken und danach noch ein paar Stunden Spitze stricken. 

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