Das war unser Mai

Mit viiielen Höhen und Tiefen. Totzdem auch mit viel, viel Dankbarkeit. 

Am 1. Mai war Feiertag. Der Mittlere und die Freundin gingen ins Kino, es gab einen Doku über den Grossonkel der Freundin - er soll früher Rallyefahrer gewesen sein. Zu Hause machten wir Gartenarbeit. 

Am 2. Mai hatte ich Arbeit woanders. Kommt selten vor. 

Am 3. Mai war der Jüngste mit seiner Klasse in Theater und der Mittlere mit seiner Klasse im Kino. 

Am 4. Mai hatte ich wieder Arbeit woanders. War interessant. 

Am 5. Mai waren der Mittlere und die Freundin auf einer Party. Es soll richtig laut gewesen sein, denn irgendwann tauchten Polizisten auf. Der Mittlere und die Freundin waren fast die einzigen, die kein Schluck Alkohol getrunken hatten... Finde ich wunderbar. 

Am 6. Mai gab es Frühlingsmarkt in Tartu. Es war sehr kalt, aber relativ erfolgreich. Der beste Freund der Jüngsten war den ganzen Tag bei uns. Der Mittlere sollte eigentlich mit der Freundin zu Mittag oder so zu uns kommen... er kam erst kurz vor dem Zusammenpacken. Ich war nicht glücklich, der Mittlere auch nicht. Sie beide haben aber tüchtig geholfen. Der Älteste sollte eigentlich auch kommen... er war aber nicht da. Reagierte nicht aufs Anrufen, nicht auf Messenger oder andere Apps. Der Freund, den er an diesem Tag besucht hatte, sagte, er sei auf den Bus gestiegen... Der Älteste kommt 100% immer, wenn er erwartet wird. Es waren zwei sehr lange und sorgenvolle Stunden, bis Der Mann durch Handy-Positionsbestimmung rausfand, dass wenigstens Handy des Ältesten Bus fährt. Die Freundin war die ganze Zeit mit uns und versuchte, meine Hand zu halten - sehr lieb von ihr. (sie ist offiziell das allersüsseste Mädchen der Welt, nur eben 16 mit Null Lebenserfahrung) Es stellte sich heraus, dass der Älteste zwar mit dem Bus fuhr, aber dabei schön tief Mittagsschlaf machte... Er war schon immer ein guter Schläfer... 
Der Mittlere und die Freundin gingen dann am Abend auf eine weitere Party. Sie waren sehr glücklich, es gab Fotos in Instagram der Freundin...

Am 7. Mai waren sowohl der Mittlere als auch die Freundin mit uns in der Kirche, beide blass und ziemlich müde, aber lieb. 

Zwischen 8. und 10. Mai passierte so gut wie nichts. Ich webte Teppiche für eine Bekannte. 

Am 11. Mai konnte ich eine Stunde mit der allerbeschäftigten Frau der Welt reden. Sie und ihr Mann haben selbst 3 Jungs gross gezogen und es hat in der Pubertät Turbulenzen gegeben... Ich bin sehr dankbar, dass ich sie kennen darf. 

Am 12. Mai hatte ich früh am Morgen ein kurzes Gespräch mit dem Mittleren und der Freundin - weil der Mittlere am Nachmittag mit unserem Pastor reden wollte, zum Thema Freundin. Am Abend war ich wieder bei der Müttergruppe der Gemeinde. Der Mittlere und die Freundin gingen auf eine weitere Party.

Am 13. Mai kam der Mittlere nach Hause und war nicht sehr zufrieden damit, was der Pastor gesagt hatte. Kann ich mir vorstellen... 

Am 14. Mai war Muttertag. Ich habe keine Blumen oder sonstwas gekriegt. "Mama, ich würde dich umarmen, aber ich bin gerade nackt..." sagte ein Söhnchen aus dem Bett. Na gut... Am Nachmittag gingen wir ins Theater. Es wurde "Der Widespenstiger Zähmung" von Shakespeare gespielt. Der Älteste kam nicht mit, er hatte es schon mit der Schule gesehen. In Estland geht man festlich gekleidet ins Theater, wenigstens, wer von Tradition und Würde etwas hält... Die Freundin war das hübscheste junge Mädchen an diesem Abend und beim Mittleren stimmte auch alles, ausser dass er sich neben seiner jungen Dame umbequem fühlte... die Freundin trug sehr hohe Absätze und ragte über uns alle... :) Aber es wurde gut gespielt und die Kinder fanden es auch gut. 

Am 15. Mai hatten wir dann Erziehungsfragen. Der Teufel greift immer dann am stärksten an, wenn es gerade sehr schön ist, kennen Sie es? Irgendwann dachte ich, dass ich mich in die Psychiatrie einweisen lassen muss, sonst bringe ich mich oder den Mittleren um... Er hat sich dann später entschuldigt, es war aber noch nicht vorbei. 

Am 16. Mai bin ich mit einer Freundin, die wegen ihrer Arbeit in Tartu war, ins Cafe gegangen. Kommt nicht so oft vor. Der Jüngste war auf Klassenfahrt mit Übernachtung.

Am 17. Mai trafen bei uns zwei französische Jungs an. Ohne Koffer, die blieben in Frankfurt. 

Am 18. Mai bin ich mit einer weiteren Freundin, die wegen ihrer Arbeit... sie wissen schon. Die Koffer kamen auch an.

Am 19. Mai kamen noch Dinge raus. Der Jüngste hat ganz bestimmt Hausarrest bis zum Ende des Sommers (d.h. es werden mit ihm auch schöne Dinge passieren, aber er wird nicht allein unterwegs sein). Der Mittlere hat endlich gesagt, was in ihm vorgeht. Wir haben 4 Stunden geredet, ich mehr - aber was bin ich dankbar, dass es endlich raus ist! Er erzählte auch sehr schöne Dinge über seine Gedanken und das gibt Möglichkeit, auf einer komplett neuen Ebene mit ihm zu kommunizieren.

Am 20. Mai war der Jüngste mit den Franzosen unterwegs. Am Abend waren wir noch mit ihnen bei "Nacht der Museen" unterwegs. Der Mittlere war den ganzen Tag natürlich bei der Freundin. 

Am 21. Mai gingen wir mit den Franzosen an Peipussee und nach Alatskivi, es ist bei uns in der Nähe. Wir wollten den Mittleren und die Freundin auch mitnehmen, sie sollte aber am Montag eine schwere Klausur haben und wollte noch lernen - natürlich war es vernünftig so. Am Abend haben wir zu Hause gegrillt, das Wetter war sehr warm. 

Am 22. Mai habe ich dann heimlich ein rosa Bettwäsche-Set, das bisher nur bei weiblichen Gästen benutzt geworden ist, in den Schrank des Mittleren gestellt. Er war sehr glücklich, als er es fand, wollte zigmal nachfragen... Richtig ist es nicht, aber dass der Mittlere irgendwann komplett den Boden unter seinen Füssen verliert, ist noch weniger richtig. Er braucht im Moment alles, was ihm hilft. 

Am 23. Mai waren die Franzosen noch da. 

Am 24. Mai sind die Franzosen wieder nach Hause geflogen. 

Am 25. und 26. Mai hatten wir Ruhe, ausser dass ich mit ein Rosendorn in den Fingerknöchel an der rechten Hand gesteckt habe... bis zum Knochen, glaube ich, meine Hand war 48 Stunden lang geschwollen und schmerzvoll, dann ging es wieder. 

Am 27. Mai kam die Freundin mit dem Bus am Nachmittag an. Der Jüngste sagte, er habe ein Schock gekriegt, als er verstand, dass sie über Nacht bleiben wird. In der Nacht gab es Frost, zum Glück hatte ich Kerzen im Gewächshaus angezündet.  

Am 28. Mai sehr früh sind wir dann mit drei Kindern - der Älteste blieb wieder zu Hause - nach Järvakandi (Dorf inmitten von Nirgendwo, 2,5 Stunden Fahrt...) gefahren. Es gab Estonian Cup in Bogenschiessen. Der Jüngste hat Gold gewonnen, der Mittlere kriegte den 6. Platz, aber zwischendurch gab es für ihn schnurr-schnurr-schnurr und ganz viel Unterstützung von dem hübschesten Mädchen dort, also war er trotzdem sehr glücklich. Es war ein langer Tag. 

Am 29. Mai ist die Freundin wieder gegangen - sie haben ja noch zweieinhalb Wochen Schule, Klausuren und Praktika, da muss sie wohl bei ihrer Mutter wohnen (und wir kennen die Mutter nicht, sie findet, es sei nicht wichtig...). 

Am 30. Mai konnte der Älteste mit seiner Klasse im Landesgericht eine Sitzung zuschauen. Nächste Woche werden sie das Gefängnis besuchen, immer der Reihe nach...

Heute früh war ich wieder um 4.53 wach, die Schlafstörungen kommen und gehen, je nach Sorgengrad. 

Tja, und jetzt haben wir hoffentlich wieder einige Tage Ruhe. Wenigstens keine Austauschschüler in der vorhersehbaren Zukunft! Aber am Sonntag werde ich nicht bei Abendmahl teilnehmen. Freiwillig, weil ich es so für richtig halte. Dass der Heilige Geist mit mir ist, fühle ich trotzdem sehr deutlich. Vielleicht wird doch alles noch gut. 


Comments

  1. Oh das war ja wirklich ein anstrengender Monat für dich. Ich wünsche dir viel Kraft für die nächsten Wochen. Ganz liebe Grüße

    ReplyDelete
  2. Auch ich denke an Sie unbekannterweise und finde es gut, dass Sie auf Ihr Herz hören.

    ReplyDelete

Post a Comment

Popular posts from this blog

Am 12. Oktober. Stürmisch, obwohl man es nicht sieht

Am 5. Dezember. Ungeschönt.

Am 12. Juli