Das war unser Oktober (mit Reisebericht)

Ich bin so froh in einer Welt zu leben, in der es die Oktober gibt. (Anne von Green Gables)

Na ja, vielleicht nicht hundertprozentig... hierzulande gibt es im Oktober meistens Hundewetter. 

Erstmal konnten wir nicht zum Geburtstag des Schwiegervaters, weil es ihm gesundheitlich schlecht ging. Jetzt geht es besser, wir planen einen Besuch zum Vatertag im November. 

Der Mittlere und Die Freundin waren auf einer Party. War gar nicht so lustig wie sie hofften.

Es gab Sturm. Unsere Garagentüre (die Garagen sind für grosse LKWs gebaut, aus der Zeit der Försterei in Dem Haus)  sind sehr gross und sehr schwer, dachten wir... Für den Wind doch nicht schwer genug. Die Männer konnten die weggeblasene Tür doch wieder zurück tun - nur mit vereinten Kräften. 

Ich habe alle Tomaten in die Küche gebracht und Tomatensauce eingekocht. 

Der Jüngste hat seine Dahlien ins Haus gebracht, denn an irgendeiner Nacht gab es Temperaturen unter Null. 

Ich war mit der Mutter des Leihkindes im Cafe - sie ist professionelle Übersetzerin und Dolmetscherin, ich wollte gern wissen, wie es mit Übersetzungsarbeiten ist. Wenn jemand etwas aus Deutschen ins Estnische übersetzt haben will, helfe ich übrigens gern - es sei denn, der Text geht um Gesetze, Wirtschaft oder IT-Technik. Alle anderen Bereiche werde ich mir immer anschauen, aber in diesen drei geht gar nichts. Leider. 

Dann war ich beim Jobinterview. Es war mir so was von egal, ob ich diese Stelle kriege oder nicht... Es waren insgesamt 9 KandidatInnen, drei durften sich vorstellen, ich wurde dann Dritte... Bronze ist ja ganz gut. 

Ich war auch beim Arbeitsamt. Da werde ich immer wieder erwartet, so geht es hier - aber der Beamter war vor vielen Jahren mein Schüler und danach einige Jahre der Sonntagsschullehrer des Jüngsten, ein toller Mann aus unserer Gemeinde, ihn kann ich vertrauen. 

Die Turteltauben feierten ihren ersten Jahrestag. Sie wollten ins Restaurant, der Mittlere wollte aber keinen Tisch im voraus buchen... dann war alles voll. Trotzdem waren sie sehr glücklich, wie immer. 

Der Jüngste hatte eine komplett verrückte Englischlehrerin. Gutmütig, ja, sprachenbegabt, vielleicht, leidenschaftliche Buddhistin in jeder Minute - leider auch. Eine Lehrerin kann gern über ihre Glaube reden, aber wenn sie statt Unterrichten nur das Lehrbuch bedankt und ätherische Öle ins Klassenzimmer sprüht (es kann ja auch sein, dass jemand allergisch reagiert...), geht es zu weit. Jetzt ist sie weg, fast alle Eltern haben sich beschwert. 

Der Mann besuchte unsere Zahnärtzin. Er war wohl der letzte Patient für eine längere Zeit, die junge Ärztin wird bald Mutter. 

Der Älteste hatten eine Klassenfahrt nach Tallinn. Gepilgert hatten sie dabei auch - ich liebe diese Schule! Noch war der Älteste "Studentenschatten" - er durfte einen Tag lang zuschauen, wie das Studieren wirklich aussieht. 

Es gab Bombendrohung in drei Schulen von vier, wo meine Männer hingehen. Das war ein Teil von einer grösseren Spam-Aktion, sehr viele Schulen in Estland, Lettland und Litauen - glaube ich? - haben die Bedrohungen gekriegt. Extrem widerlich!

Ich konnte wieder  bei der Gebetsgruppe sein. War schön. 

Die Freundin war da. Es ist noch immer ab und zu schwierig mit ihr, sie spricht nicht... aber sie ist wohl nur ein kleines Mädchen, das aus ihrem Leben ein Märchen machen will. Irgendwann wird sie verstehen, dass das Leben auch ohne bewusst gesteuerte Romantik märchenhaft sein kann. 

Ich habe aus einer furchtbar rosa Wolle eine Halb-Decke gestrickt. Hat sehr viel Spass gemacht. 

Es schneite. Zum Glück nicht viel, aber trotzdem zu früh. 

Wegen meiner Otosklerose war ich bei meiner Ohrenärztin. Da sie in der Uniklinik arbeitet, durfte ich auch einigen Studenten über mein Leben mit dem Hörschaden erzählen. Ein junger Mann von der Gruppe trug Strandlatschen und Socken mit Gummientchen drauf. Meinen Ohren geht es nicht viel schlechter, das ist erfreulich.

Der Jüngste wuchs aus seinem Anorak raus. Jetzt trägt er einen Erbstück von dem Mittleren, da muss er aber erstmal reinwachsen.

Ich durfte in der Gemeinde für etwa 20 Pastoren aus Südestland Kaffeetisch zubereiten. Es hat sehr viel Spass gemacht, ich war sehr glücklich. 

Dann habe ich die Tür leise hinter mir zugemacht. Jetzt bin ich grundsätzlich arbeitslos. Es bleibt spannend...

Nach der Türschliessung sind wir sofort auf Urlaub gefahren. Denn unser Hauptziel Energylandia war nur an einigen Tagen geöffnet und dann wollten wir noch das gute Wetter haben... Ist uns gelungen. 

Am Samstag, 21. Oktober, nachdem wir durch die Nacht gefahren sind, kamen wir bei Sonnenschein und wunderbaren 24 Grad an. Die Jungs waren sehr glücklich und hatten viel Spass. Es waren sehr viele Leute da, aber da der Park bis 22 Uhr geöffnet war, hatten sie Zeit, um fast alles auszuprobieren. Am Vortag hatte es mit unserem AirBnB-Gastgeberin (wir können uns nur Häuser und Wohungen inmitten von Nirgendwo leisten, insofern verursachen wir keine Probleme mit Wohnungen in der Stadtmitte)  Kommunikationsprobleme gegeben, sie hatte uns dann zwei Freikarten für Energylandia gegeben - die hatte sie selbst wohl als Geschenk oder als Preis gekriegt, die Karten waren nämlich kostenlos - und so konnten auch wir Eltern uns den Park anschauen. Hat uns sehr gut gefallen.

Am Sonntag gab es dann Regen und Migräne von Dem Mann. Nicht schön. Am Nachmittag ging es ihm etwas besser, dann sind wir ins Spassbad gefahren. Irgendwo habe ich gelesen, es soll einer der Besten in ganz Polen sein... Na ja, arme Polen dann. Es war trotzdem nett genug. Dann wollten wir uns noch Krakauer Altstadt anschauen, die Kinder hatten aber ganz furchtbar Hunger und wir konnten keinen Parkplatz finden...

Montag war wieder sonnig. Wir fuhren nach Zakopane und wanderten auf Nosal-Gipfel hoch - beziehungsweise die Jungs sind nach oben gekommen, ich konnte wegen Höhenangst nicht ganz, Der Mann hörte überhaupt auf dem halben Weg auf (rund ist auch Form, aber für Bergwanderungen leider untauglich). Es war aber toll. 

Die Fahrt am nächsten Tag Richtung Prag war dagegen sehr langweilig. Am Abend wollten wir in der Stadt Nymburk spazieren gehen und Pizza essen... jedenfalls haben wir vom Parkplatz bis Pizzeria spaziert. Pizza Sabi kann ich empfehlen, schmeckt gut und die Pizzen sind riesig. Später hat es wieder geregnet...

Aber am nächsten Tag schien wieder die Sonne. Wir sind nach Prag gefahren, haben im Palladium-Center geparkt (14 Euros für 5 Stunden, aber wenn man nur für einen Tag da ist und zu fünft unterwegs, lohnt das ganze mit ÖPNV nicht - für mehrere Tage wäre es wohl anders). Durch die Altstadt gelaufen, im Illusionsartmuseum gestaunt, über Karlsbrücke spaziert, hoch auf den Hrad geklettert. Die Kinder sahen zum ersten Mal eine echte Kathedrale und waren beeindruckt. Später schauten wir uns noch Schoss Troja an. Am Abend hatten wir gerade das nächste AirBnB gebucht und bezahlt, wenn jemand anrief. Irgendein Muhamed aus AirBnB sprach in mühsamen Englisch, dass unsere potentielle Gastgeberin storniert habe, wegen Wasserschaden (was er nicht auf Englisch sagen konnte. Warten Sie Mal, sprechen Sie Deutsch? Der Muhamed war glücklich und plauderte los. Wir kriegten das geld zurück, ein bisschen Entschädigung und konnten umbuchen... ganz nah an die deutsch-polnische Grenze, aber in Polen. 

Am Donnerstag sind wir zuerst nach Kutna Hora gefahren, von unserer Unterkunft waren es ja nur 20 Minuten. Das Beinhaus war auf seiner Weise auch beeindruckend... Dann ging es erstmal zu... nicht Penny, aber Real in Pirna. Nach etwas einkaufen besuchten wir dann wieder die Sächsische Schweiz. Schön ist es dort. Am Abend wollten wir in Bautzen Eis essen, es wurde aber... Tut mir leid, Gelati Eiscafe im Kornmarkt-Zentrum ist viel zu teuer und das Eis schmeckt nicht. Die Becher von Kindern mit Schokoladensauce drauf waren schrecklich süss, mein Joghurt-Beeren-Becher dagegen furchtbar sauer. Und seit wann gelten Johannisbeeren als Waldfrüchte? Aber später konnten wir schön in der Altstadt spazieren, danach ging es uns allen besser. Unsere Unterkunft war wunderbar - nach der Sterilität des ersten Hauses und Spinnenweben im zweiten Haus sah das hier aus, als ob wir bei jemandem zu Besuch wären. Sehr originell und lustig dekoriert, super sauber, freundliche Gastgeberin, die uns sofort eine Flasche Wein schenken wollte... wir trinken ja gar nicht, aber die Geste war nett. 

Am Freitag haben wir den Geburtstag Des Mannes in einer Görlitzer Bäckerei gefeiert. Ich habe selten so guten Cappucion erlebt, die Bedienung war top, die Kuchen und Brötchen lecker. Tja, und dann sind wir durch ganz Polen, Litauen und schneebedecktem Lettland gefahren. Die Kinder hatten dann irgendwann Spass mit Fotos aus meiner Handy - dort habe ich noch die Bilder von London, wo wir vor 4 Jahren waren. Stellt Euch mal vor, wie sich Jungs in dieser Zeit geändert haben...

Am Samstag gegen 9 am Morgen waren wir schon zu Hause. Draussen waren es -2'C, drinnen wohlige +7'C. Die Katzen waren froh. Auch der Mittlere war froh, denn die Freundin kam mit dem Bus am Nachmittag. Ich bin von Ofen zu Ofen gelaufen, habe inzwischen Wäsche gewaschen und sogar eine grosse Lasagne gebacken. 

Sonntag waren wir dann nicht in der Kirche. Die Freundin ist wieder gegangen, langsam bereiteten wir uns für den Alltag vor. 

Dann fing die neue Woche an mit ganz neuem Logistik, weil ich ja nicht mehr zur Arbeit gehe. Gestern habe ich sehr gründlich eingekauft, heute war ich sogar im Wald und bastelte für unsere Haustür einen Herbst-Weihnachts-Waldkranz aus Kieferzweigen, Heidekraut, Preiselbeerzweigen und Hagebutten. Seit mehreren Jahren ist der Nagel dort leergeblieben, weil ich keine Kraft hatte, so etwas zu machen... Obwohl der Kranz ziemlich ungekämmt aussieht, bin ich mit dem Ergebnis zufrieden. 

Zum Schluss noch ein paar Bilder. 









Comments

  1. Vielen Dank für den schönen Rückblick (ich sollte dann wohl auch Mal wieder zum Ohrenarzt. Ich bekam vor drei Jahren die Diagnose Otosklerose, war aber seitdem nicht mehr beim Arzt...) Liebe Grüße, Tanja

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