Das war unser Januar

Tja. Dieser Monat ist schwierig gewesen... Kann es sein, dass Dinge von jetzt an bergauf gehen werden? Bitte?

Am 1. Januar kamen der Mittlere und der Jüngste, die Silvester mit Freunden verbracht hatten, nach Hause. Sie haben berichtet, was sie gemacht hatten. Der Jüngste hat später gesagt, er habe in meinem Zimmer eine weisse Wolke oder so etwas gesehen (vielleicht Schutzengel, sagte eine Freundin von mir). Kann sein, denn an diesem und nächsten Tag ging es mir sehr schlecht und ich hatte irgendwann wirklich keine Kraft mehr, um weiter zu kämpfen. Der Kinder wegen aber...

Am 2. Januar telefonierte Der Mann mit unserer Hausärztin, ich konnte nicht, weil ich so schwach war. Intensivstation, wenn es noch schlechter wird, sagte die Ärztin. Soweit ist es doch nicht gegangen.

Am 3. waren wir dann kurz in der Stadt, Bluttests für mich, meinen Vater besuchen für Den Mann (ich bin nicht reingegangen, weil ich kaum laufen konnte), Freundin und Kino für den Mittleren. Zum Bluttest musste ich dann Rollstuhl fahren, denn die 30 Schritte vom Parkplatz bis zur Krankenschwester waren zu viel. Der Jüngste hat mir zu Hause die Stiefel ausgezogen, sagte, es sei unheimlich - klar, wenn eine komplett gesunde Mama innerhalb von 10 Tagen todkrank wird, ist es unheimlich. Es war sehr kalt, -19'C war der wärmste Moment des Tages. 

Am 4. und 5. musste Der Mann dann zur Arbeit, der Jüngste und der Älteste haben auf mich aufgepasst. 

Am 6. konnte ich mich schon anziehen, am Esstisch eine Kleinigkeit essen und sogar fernsehen. 

Am 7. auch. Der Mann war mit den Kindern in der Kirche - ein Kind war wegen mir zu Hause, ich weiss aber nicht mehr, wer... und besuchte auch meinen Vater. Der habe vergessen, wie man heizt... es waren noch immer -20'C draussen. Der Jüngste blieb dort, um zu heizen und um später seinen besten Freund zu besuchen. 

Am 8. blieb der Älteste zu Hause, obwohl Schule wieder anfing - "passt auf kranke Mutter auf", habe ich als Entschuldigung geschrieben. Mir ging es zwar besser, aber noch nicht genug. Am Abend rief Der Mann an und sagte, er brauche mehr Zeit in der Stadt, denn er habe meinen Vater tot gefunden. Mit fast 91 ist es kein Wunder... Dann musste ich ganz viel telefonieren, mehr konnte ich ja nicht. 

Auch am 9. war der Älteste mit mir. Das Telefonieren vom Vortag hatte mich wieder sehr schwach gemacht.

Am 10. passte der Mittlere auf mich auf...

am 11. der Jüngste. Der Mann organisierte allein alles mit dem Trauerfeier. Zusammen mit dem Jüngsten konnten wir sogar kochen. 

Am 12. war ich allein zu Hause. Es ging. Als die Männer (minus der Mittlere, weil Freundin) am Abend kamen, war ich so satt von Männer-WG, dass zuerst ein bisschen aufgeräumt wurde. Tanne raus, Tischdecke gewechselt und so. 

Am 13. waren die Tauben Snowboard fahren (wobei der Mittlere seinen Anorak kaputtmachte) und im Restaurant und im Wellnessbad. 

Am 14. konnte ich in die Kirche und zum Einkaufen. Der Einkaufswagen funktioniert eigentlich ganz gut als Rollator.

Am 15. war dann Trauerfeier von meinem Vater. Wir haben es so spät gewählt wie möglich, damit ich es aushalte... na ja, als andere standen, habe ich gesessen. Es war aber ruhig, friedlich und würdevoll. 

Am 16. arbeitete ich zum ersten Mal wieder im Literaturmuseum, später räumten wir ein bisschen auf im Haus meines Vaters. 

Am 17. wollte ich unbedingt zu Hause bleiben, denn ich war sehr müde... dann (gerade als die Männer aus dem Haus waren) wollte eine Dame ein Spitzenschal kaufen und es musste unbedingt bis Freitag geliefert werden... Ich wanderte dann am Nachmittag 500 Meter zur Bushaltestelle und wusste ganz genau, dass ich es bis nach Hause nicht mehr schaffe, falls der Bus ausfällt... Aber der Bus kam, ich konnte den Schal schön zur Post bringen und mit Dem Mann und Kindern wieder schön nach Hause fahren.

Am 18. war ich dann kaputt. 

Am 19. war der Jüngste bei Juniorenabend in der Kirche und besuchte später einen Freund. 

Am 20. kam er dann am Abend mit der Freundin, es soll ein komischer alter Mann auf dem Bus gewesen sein, der versuchte, mit jungen Frauen Kontakt aufzunehmen. Der Jüngste hat versucht, die Freundin zu schützen. War erfolgreich. Der Mittlere und die Freundin buken Zimtschnecken (ich machte vorher den Teig).

Am 21. ging die Freundin wieder, sie hilft bei den Kulturhauptstadt-Ereignissen mit. Die grossen Jungs gingen mit dem Leihkind Pizza essen, das Leihkind wurde Anfang des Monats 20.

Am 22. starteten wir den Tag mit Sachertorte, denn wir haben einen 19jährigen Sohn gekriegt. Am Abend gab es dann Lasagne. 

Am 23. war ich wieder im Literaturmuseum und später im Stadthaus, aufräumen... von dieser Arbeit wird es noch viel geben. 

Am 24. überraschte der Älteste uns mit Muffins, die er in der Nacht gebacken hatte. Ich kriegte viel Schokolade, eine neue Handy und eine Geschenkkarte fürs Wellnessbad (wo auch die Tauben gewesen waren). Es gab sehr passend Lehrerstreik in Estland, so konnte Der Mann mit mir gehen, so wie ich es mir gewünscht hatte. Es war etwas zu früh, was meine Gesundheit angeht, aber im Allgemeinen war es sehr nett. Wir hatten lange kein richtiges Date gehabt. Auch ein 10-15 Jahre jüngeres Ehepaar aus der Kirche war da, auch diese Frau hatte Geburtstag - wir konnten uns dann unter der Dusche gegenseitig gratulieren, war lustig! Und im grossen Spiegel sah ich, wie wenig mich es jetzt in meiner Haut gibt, ich hatte ja 2 Wochen lang kaum gegessen... Später gab es dann noch mehr Aufräumen  (wir haben bis jetzt zwei volle Mülltonnen, zwei grosse Müllsäcke für Second-Hand und mehrere Säcke für Flickenteppiche geschafft... und das sind nur 2/3 von Textilien und Medikamenten*, mit Büchern, Geschirr und Werkzeug meines Vaters haben wir nicht einmal angefangen...). Am Abend dann chinesisches Essen für alle und Tränen für mich, denn die neue Handy (die ich gar nicht wollte) ist furchtbar.

Den Rest der Woche blieb ich dann zu Hause, der Jüngste aber nicht, es gab Erziehungsfragen mit ihm... Am Sonntag gingen die grossen Jungs zusammen mit einem Freund Pizza essen, zum Feier des Geburtstags des Ältesten. 

Es gab und gibt noch immer Tauwetter. Am 29. bin ich dann zum ersten Mal nach Weihnachten Auto gefahren. Teilweise sind die Strassen sehr glatt. Dann hatte ich noch Literaturmuseum am Morgen, eine mittelschwere Wanderung (600 Meter) zur Arbeitsamt - dort muss ich mich jeden Monat melden, denn ich bin ja offiziell arbeitslos - aber was bin ich froh, dass ich nach der Lungenentzündung ruhig aussuchen kann, wann ich was mache und wie ich mich dann wieder ausruhe! -, Aufräumen im Stadthaus, den Mittleren vom Volkstanz abholen.

Auch gestern war ich bei der Rechtsanwältin wegen Erbe, im Literaturmuseum und danach selbstständig einkaufen. 

Heute... bleibe ich zu Hause. Es ist 1'C draussen, neblig und sehr feucht. Ich werde Küchenboden putzen, aber gründlich... Einen Spitzenschal fertigmachen, Öfen heizen, Tomaten säen... und ist es schön, dass ich es alles selbst machen kann! Und dass ich mich aufs Putzen freue... hätte ich früher nicht geglaubt - Wäsche und Essen mache ich gern, aber Putzen geht normalerweise gar nicht. Der Älteste hat Matheolympiade.

Im Februar ist mein Kalender leer, ausser dass wir ganz viel mit Strom-, Müll- und Wasserfirmen telefonieren müssen, um das Ganze auf meinen Namen umzuordnen. Wir wissen noch gar nicht, was wir mit dem Stadthaus anfangen werden (es ist sehr klein und braucht Renovierung, aber irgendwann wollen die Jungs in der Stadt studieren und die Mietpreise sind boah... furchtbar, insofern wäre es schon praktisch, das Haus zu behalten...). Und weil unsere Supermarktrechnungen ausser Rand und Band geraten sind, will ich unbedingt ganz viel damit kochen, was zu Hause schon da ist - es sind genug Marmeladen, Saft usw im Keller. Der Mittlere wird einen Wettkampf in Lettland haben und es wird am Ende des Monats eine Woche Winterferien geben. Und ich werde ganz gesund. Das habe ich mit fest vorgenommen. 

___________

*die sind schon in der Apotheke abgegeben worden, so muss man es ja machen. 


Comments

  1. Weiterhin gute Besserung und einen viel besseren Februar!!

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  2. Auch von mir weiterhin gute Besserung! Ebenfalls mein Beileid zum Tod Ihres Vaters.

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