Was im Leben gerade noch drin ist

Erstmal vielen Dank für alle guten Wünsche! Heute bin ich zum zweiten Mal allein zu Hause. Ich bin vor meine Männer aufgestanden, habe Feuer gemacht, Kaffee gekocht und Katzenklo sauber gemacht (in einer halben Stunde durfte ich es nochmal machen, die Damen mögen es halt sauber...). Dann war ich aber auch wieder wirklich kaputt. Später habe ich mehr Feuer gemacht und danach noch blumen gegossen und Wäsche aufgehängt. Kleine Schritte für ein gesundes ich, grosse für mich mit Lungenetzündung.

Gestern war ich sogar in der Kirche. Wurde umarmt und gebetet. Die Wanderung später durch den Supermarkt war doch zu viel, aber etwas aufräumen in unserem Stadthaus habe ich doch geschafft, denn...

mein Vater ist seit einer Woche auch nicht mehr da. Seine letzte Stunde war hart, ein Schlaganfall, sagte der Notarzt (hierzulande ruft man bei Verdacht des Todes den Krankenwagen, dann stellt der Notarzt fest, ob der Betroffene auch wirklich tot ist.) Aber kein schlagartiger, sondern mit Alptraum im Wachzustand... Papa hatte einiges um sich kaputt gemacht, bevor es endgültig vorbei war. Tut mir schon leid, aber was bin ich froh, dass Der Mann ihn gefunden hat und nicht der Jüngste... Und dass der Jüngste, der als Letzter beim Opa war, schon weg war, bevor es zu Ende ging. "In Opas Augen gab es kein Leben mehr," sagte der Jüngste später. 

Mein Vater wurde 90 Jahre und 11 Monate alt, er freute sich über nichts mehr und im Allgemeinen war das Leben auch nicht freundlich zu ihm - zweimal nach Sibirien deportiert worden (Kinder durften irgendwann zurück, aber dann wurde Papa 16, also erwachsen und es ging wieder hin), in 7  Gefängnissen gelebt, Zwangsarbeit... Er durfte nicht studieren und seine Ehe mit Mama war auch nicht so richtig glücklich, Mutter war nie zufrieden. In 2019, als er im Krankenhaus lag, habe ich in seinem Arbeitszimmer nach irgendeinem Werkzeug gesucht und dann richtig getrauert, denn es war alles so punktuell und methodisch arrangiert und gepflegt dort... Seine Ordnung und Arbeit waren seine Zuflucht. 

Heute wird es Trauerfeier geben. Der Mann hat alles allein organisiert, denn ich konnte ja nicht aus dem Haus. Ich konnte nur alle Verwandte anrufen und erzählen, dass es jetzt soweit ist. Ab dieser Woche werden wir dann sortieren und sortieren, denn es gibt so viele Dinge im Stadthaus - manche wertvoll wie alte Fotos und Teetassen von meiner Oma, manche wertlos. So wie es in einem Haus ja ist, es sammelt sich Kram an.

Die Kinder sind meistens nur Freude. Unser Zuhause sieht es natürlich aus wie in einer Männer-WG, aber am Freitag wurde ich wütend und der Älteste und der Jüngste haben dann Vieles aufgeräumt. Der Mittlere kam erst Sonntag Abend (denn Freundin...) und saugte mehrere Räume, es wird schon!

Taubensituation ist so, dass ich gestern in der Kirche die Freundin nach 4 Wochen zum ersten Mal gesehen habe - mit einer todkranken Mama kann man keine Besucher zu Hause haben. Die Tauben hatten am Samstag den Weihnachtsgeschenk von der Mutter der Freundin ausgenutzt - Gutscheine für den Schneepark, sie waren Snowboard fahren - und den Geschenk von uns ausgenutzt, Essen beim Italiener... und obendrauf waren sie noch im Schwimmbad. Das war wirklich ein gut verbrachter Tag. Sie sind entweder sehr diskret oder sehr heldenhaft (denn schnurr und pubertäre Hormone), aber schon seit einiger Zeit verhalten sie sich - wenn wir sehen - wie normale junge Paare immer, Händchenhalten ja, aber kein Schmusen in der Öffentlichkeit und keine indiskrete Bilder in sozialen Medien. Zu zweit soll es noch immer sehr schnurr sein (es gibt Hinweise, aber auch sie sind sehr diskret), mich freut es aber sehr, dass sie mit uns so brav sind. Auch in eine Beziehung muss man wohl hineinwachsen. 

Dem Jüngsten geht es in der neuen Schule so gut wie es sein kann. Endlich muss er auch zu Hause lernen!

Der Älteste ist auch ganz lieb. Er wird in einer Woche 19 und denkt sehr ernsthaft über seine Zukunft nach. 

Es ist Winter draussen. -9'C und viel Schnee. Anfang Januar gab es eine Woche lang -23'C.  Kommen Sie mir nicht mit ihrem +2 und kaltem Wind, ich würde jederzeit tauschen. 

Haben Sie einen schönen Montag! Mir wird es hoffentlich auch langsam besser gehen. 

Comments

  1. Mein herzliches Beileid zum Tod deines Vaters, ich habe meine Mutter voriges Jahr verloren. So sollte dein Jahr eigentlich nicht anfangen.
    Es ist schön das deine Kinder so lieb sind und euch im Haushalt helfen. Meine Jungs haben das auch gemacht und jetzt hilft mir meine Tochter. Allerdings hat sie auch viel zu lernen und seit ein paar Wochen geht sie am Wochenende arbeiten, sie braucht Geld für einen neuen Laptop.
    Liebe Grüße aus Sachsen heute mit viel Schnee

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  2. Auch von mir herzliches Beileid.
    Und Ihnen gute Besserung! Da der Post ja schon ein paar Tage alt ist, geht es Ihnen ja vielleicht mittlerweile schon besser.

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