Das war unser September

In diesem Jahr war September nicht so schön wie sonst. Es gibt Krieg hier in der Nähe (und zu diesem Thema gibt es nur eine einfache Lösung: Russland schlecht, Ukraine gut, über Korruption und Ähnliches können wir dann weiter reden, wenn alle Orcs weg sind oder im Gefängnis sitzen - es werden dort Kinder getötet, haben Sie schon mitgekriegt?). Über Politik muss ich später noch zweimal kurz reden, entschuldigen Sie es mir bitte...

Und es war kälter als sonst. Normalerweise haben wir keinen Frost Anfang September... nicht eine Woche lang. Andererseits waren wir auch nie in der zweiten Augusthälfte im Meer schwimmen, insofern sind Durschnittstemperaturen für die zwei letzten Monate wohl normal.

Die Schule ist angefangen. Der Mittlere ist sehr glücklich in seinem neuen Gymnasium, er hat schon mehrere neue Freunde und eine Fr.... Na ja, jedenfalls lächelt er immer glücklich, wenn ich frage, was denn mit der K los ist. 

Der Mittlere ist auch 16 geworden. Am selben Wochenende hatte er auch eine Geburtstagsparty - diesmal kleiner und ruhiger als in vielen Jahren davor. Und kälter, natürlich, das Wetter war zwar schön, es war dann aber die erste Nacht mir Frost. 

Dann ist Königin Elizabeth gestorben. Wir haben ein bisschen getrauert. Vielleicht werde ich im Frühling zum Gedenken an sie eine Rose im Garten pflanzen. Denn, ja, ich und der Jüngste waren schon immer Fans von der Dame. Die grösseren Männer weniger, es war aber schön damals im 2019 in London zu gucken, ob sie zu Hause ist - sie war, sagte die Flagge. 

Wir waren auf dem Marienmarkt. Es war viel grösser als im 2020, aber ich bin nur auf unserem Platz gewesen. Am Morgen des Marktes wollte Frau Corsa nicht mit, das machte Dinge komplizierter... aber wir konnten trotzdem hingehen. Es gab aber viel weniger Kunden als sonst, unser Einkommen war die Hälfte vom schlechtesten Markt in den letzten Jahren... Wir haben ja auch etwa 25% Preissteigerung hier, da versucht jeder zu sparen und Flickenteppiche sind eben nicht lebenswichtig. Es war trotzdem ein netter Tag. 

Dann waren alle Kinder nacheinander oder auf einmal krank. Schnupfen, Kopfweh, etwas Fieber, Husten, Halsweh. Kein C, nur eine herkömmliche Erkältung. Für die zwei Grossen natürlich blöd, auf dem Gymnasium geht es intensiv zu, jetzt müssen sie Klausuren nachschreiben. 

Frau Corsa wurde wieder gesund - es war die Batterie, stellt Euch das vor. Es hat alle möglichen Warnungen von irgendwelchen Dingen... aber nichts für die Batterie ausser das rote Lämpchen mit dem batteriebild, das alle Autos haben - und das zu diesem Fall eigentlich nichts sagt. 

Es wurde endlich ein Monument an die russischen "Befreier" woanders hin gebracht. Dass viele junge Männer im zweiten Weltkrieg ihr Leben verloren hatten, war tragisch, dieser Monument hatte aber komplett falsche Texte - "Tartu dankt ihre Befreier"... Estland wurde nicht befreit, sondern mit ganz viel Gewalt erobert. Und noch bis jetzt gab es russische Familien, die diesen Monument als Heiligtum betrachteten und Soldaten als Helden sehen. Bäh. Ich wünschte mir einen Kriegsdenkmal, wo die Namen von allen drauf sind, die ihr Leben durch Krieg verloren haben, egal, auf welcher Seite sie kämpften, jemand hat sie geliebt... aber so weit sind wir wohl nicht. 

Ich habe Borschtsch und Apfelstrudelfüllung eingekocht. 

Eine liebe junge Familie aus der Gemeinde war bei uns Äpfel pflücken. Wir haben dieses Jahr leider zu viele. 

Der Älteste war mit seiner Klasse im Kletterpark in Otepää. Hat ihm gut gefallen.

Der Mittlere hatte eine Fuchs-Party im Gymnasium - ich habe null Ahnung, ob es so etwas auch auf Deutsch gibt, aber aus irgendeinem Grund nennt man neue Studenten, auch neue Schüler auf dem Gymnasium hier "Füchse" und sie werden mit einer Party und vielen, vielen Witzen dann "getauft". 

Der Jüngste hat in der dritten Schulstufe fast alle neue LehrerInnen. Die meisten findet er toll. 

Ein echter Fuchs wurde im Garten gesichtet. 

Unsere Prämierministerin warnte vor Stromausfällen, weil Russland uns aus dem gemeinsamen System ausschalten will... was immer das bedeutet. Ich wundere mich, warum haben wir überhaupt noch immer das gemeinsame System mit Russland? Aber nach dieser Warnung haben alle Leute sich dann Batterien und grosse Wasserbehälter gekauft, unser Rettungsamt sagte, nach dieser einen Rede wäre die Arbeit von 10 Jahren getan - denn es muss gar keine politischen Gründe haben, ab und zu kriegen wir sehr unangenehme Stürme und das kann 24 Stunden oder länger Stromausfall bedeuten, haben wir hier schon mehrmals erlebt. Viele Esten hatten bisher aber nicht einmal eine Kerze im Haus. Wir schon, hier im Wald muss es sein.

Unser Auerhahn zeigte sich vorgestern wieder, tanzte, gurrte, balzte... Gestern habe ich dann Gartenarbeit in der Begleitung vom orangefarbenen Schneeschaufel getan, denn davor hat der verrückte Vogel Angst. Zum Glück ist er gestern nicht gekommen. Ich hoffe sehr, dass er ab jetzt im Wald bleibt, wo er hingehört.

Aussicht auf Oktober sieht nach Wettervorhersage trüb aus. Wir hoffen auf Herbstferien Ende des Monats, auf den Geburtstag Des Mannes und seines Vaters (das werden wir schon morgen feiern) und dass Monsieur Picasso endlich wieder zu uns kann. Und dass es doch friedlich bleibt hier und bei Ihnen... und es noch keinen Schnee kommt. 

Comments

Popular posts from this blog

Am 12. Oktober. Stürmisch, obwohl man es nicht sieht

Am 5. Dezember. Ungeschönt.

Am 12. Juli